Andromeda- Timeshift

Michael Pfrommer & Kurt Kobler

Mit „Andromeda- Timeshift“ legen Michael Pfrommer und Kurt Kobler die direkte Fortsetzung zu ihrem 2012 veröffentlichten Roman „Das Andromeda- Backup“ vor. Das offene Ende des vorliegenden Bandes wird hoffentlich in der angekündigten Fortsetzung „Andromeda- Dungeon“ abgeschlossen. Noch mehr als die Auftaktstory ist „Timeshift“ als Mittelband schwer zu beurteilen. Wie der aufgeworfenen Prämissen werden natürlich nicht abgeschlossen und können deswegen nicht abschließend beurteilt werden. Auf der anderen Seite beinhaltet die Idee von Zeitreisen/Zeitlinien und schließlich impliziert auch Paralleluniversen eine Art „Deus Ex Machina“ Lösung, mit der am Ende alles wieder begradigt und auf den Handlungsverlauf der Erstauflage werden kann.

Im ersten Band haben Kobler und Pfrommer allerdings sehr detailverliebt und vor allem überzeugend gezeigt, dass sie die Vorgaben und man wagt es kaum auszusprechen auch Lücken der Handlungsführung im „Meister der Insel“ Zyklus gut für ihre originelle Geschichte ausnutzen können.  Mit Ron Fox – einem der Faktoren, die Scheer übergangen hat – wurde eine Figur mit potentiell irdischer Vergangenheit genauso etabliert wie im vorliegenden Roman auf das ganze Arsenal der MDIs mit einer Mischung aus Vertrautheit und Schrecken zurück gegriffen werden kann.   Während Fox im ersten Band der Serie eher verzweifelt bemüht ist, sein Gedächtnis wiederzufinden und vor allem seine Vergangenheit zu enträtseln, positionieren ihn die beiden Autoren dieses Mal anders. Anfänglich muss er seine Identität als „Meister der Insel“, als ein Faktor, vor seinen Mitflüchtlingen verbergen und sich weiterhin selbst klar machen, ob er einer dieser Tyrannen ist. Dieser Evolutionsprozess wird vielleicht ein wenig zu leicht beschrieben. Zu wenige Herausforderungen werden in den ersten Teil von „Timeshift“ eingebaut. Schon im Auftaktroman gehörten die emotionalen Sequenzen  im Vergleich zu den Actionszenen zu den schwächeren Abschnitten des Romans. Viele Passagen wirken nach der Erfahrung des ersten Buches routinierter und den Stil der damaligen Zeit und Autoren besser positiv kopierender geschrieben, aber die inneren Widersprüche in Fox selbst als Kern dieser Serie angelegt hätten in der ersten Hälfte besser herausgearbeitet werden können. Hier wird einiges an Potential verschenkt, zumal Fox im Vergleich zu den bekannten Figuren der Dreh- und Angelpunkt des vielschichtigen Spiels ist. Wenn er schließlich wieder zum Faktor XIV und damit dem Strategen der „MDI“ wird, hätte dieser emotionale Prozess abgeschlossen sein können. So bleiben eher Fragen offen und der Kontrast zwischen den beiden Inkarnationen ist zu schwach.

Auf der anderen Seite gelingt es Pfrommer und Kobler gut, die etablierten Figuren überzeugend und serienchronologisch gerecht zu beschreiben. Das ist vor allem hinsichtlich des Millionenheers der Duplos wichtig, die im Vergleich zur Erstauflage auch überzeugendere und interessanterweise auch sehr eigenständige Persönlichkeiten im Kontrast zu den Originalen erhalten.   Wie eng sich die beiden Autoren an die Erstauflage halten, zeigt das wichtigste Handlungspuzzlestück ihres Romans. Die „MDI“ galten von Beginn an als Meister der Zeitreise und Faktor XIV öffnet eine Zeitschleife inklusiv eines entsprechenden „Zeitkommandos“. Die Zeitreisen glaubwürdig zu beschreiben und vor allem die einzelnen Komponenten hinsichtlich möglicher Paradoxon im Auge zu behalten, ist eine schwierige Aufgabe. Das dem Leser jederzeit verständlich zu erzählen, noch schwieriger. Und hier wirkt „Timeshift“ gegen Ende vielleicht auch ein wenig überambitioniert von den Autoren konzipiert unübersichtlich. Es erfordert nicht die normale Konzentration, den einzelnen Aspekten und Möglichkeiten zu folgen, sondern eine manchmal ein wenig ermüdende Fokussierung, die schnell den Blick fürs Ganze verlieren lässt.

Dabei steht im Kern des vorliegenden Romans sehr eng an einen wichtigen, aber eher beiläufig gestalteten Abschnitt des „MDI“ eine perfide, aber ohne Zeitreise auskommende Attacke der „MDI“.     

In den Perry Rhodan Erstauflage Romanen 262 und 263 versuchten die MDI mit dem Duplikatorenschiff SUSAMA die CREST III in eine Falle zu locken. Die MDI setzen Gucky, Andre Noir und Icho Tolot auf einem Tefrorderschiff fest und begannen sie durch die Multiduplikatoren zu kopieren.  Dutzendc von Andre Noirs und Gucky erschienen auf dem terranischen Flagschiff, nur wurden die Icho Tolot Kopien nicht eingesetzt. Pfrommer und Kobler setzen sich auch mit diesen Schwächen in der ursprünglichen Planung auseinander und versuchen daraus eine komplexe Verschwörungstheorie zu machen. Die Spannung des Romans liegt allerdings zusätzlich auf einer gänzlich anderen Ebene. Zum einen wird die ursprüngliche Handlung aus einer gänzlich anderen, durch die Integration von Fox neuen Perspektive beleuchtet. Zum anderen wird die Frage lange zurückgehalten, was Fox dank der Zeitreisen und Zeitschleifen anders machen würde. 

Im letzten Viertel des Romans kommt es schließlich indirekt zu einer Verschmelzung der beiden Zeitebenen - die "Vergangenheit" aus der Serie bekannt und die "Gegenwart" die Kobler und Pfrommer quasi in das Vakuum zwischen den Zykluen "MDI" und "M87" erfinden -, wobei der Höhepunkt leider oder positiv auf den folgenden Band geschoben wird. Dadurch wirkt "Timeshift" ein wenig unrund und nicht gänzlich befriedigend. Hinzu kommt eine weitere Komponente. Auch wenn die Autoren das ganze Perry Rhodan "Universum" mit bekannten Nebenfiguren dieser Zeit aktivieren, fehlt dem Roman noch der Tempowechsel. Viele Szenen erscheinen zu gleichbleibend niedergeschrieben und nicht selten wird dank einfließender, aber nicht immer notwendiger Dialoge der Handlungsstrom unnötig und teilweise auch unglücklich abgebremst. Auf der anderen Seite fließen wie schon angesprochen sehr viele verschiedene Facetten in den laufenden Spannungsbogen mit ein. Zurück bleibt ein ohne Frage vielschichtiges Fan- Projekt, das sich dank der Liebe zum Detail des "MDI" Zyklkus ohne Frage mit vielen Romanen der "Fan Edition" nicht nur messen kann, sondern hinsichtlich seiner Konzeption und überwiegend auch stilistischen Gestaltung ihnen überlegen ist. Ein umfassendes Urteil kann ohne Frage nur gefällt werden, wenn alle Teile vorliegen und hoffentlich auch rückblickend logisch betrachtet zusammenpassen. Neben dem in diesem Fall optisch ansprechenderen Titelbild Raimund Peters wäre die Qualität der Computergraphiken - insbesondere Menschen sehen noch zu sehr nach Computeranimation aus -  noch zu optimieren. Ansonsten stellt "Andromeda- Timeshift" eine ambitioniertere Fortsetzung zum auf der anderen Seite stringenter konzipierten, aber auch lesenswerten "Andromeda- Backup" dar.  



 

196 Seiten
Din A5 Softcover
Umlaufendes Titelbild: Raimund Peter
Umschlaggestaltung: Norbert Mertens & Joe Kutzner

TERRANISCHER CLUB EDEN
November 2013

Preis: 7,50 EUR
(Clubmitglieder: 6 EUR)

plus 1,50 EUR bei Versand als Büchersendung
(Europäisches Ausland: 3,50 EUR)

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