Perry Rhodan "Stardust" Band 4 "Die Ruinenstadt"

Robert Corvus

Inzwischen ist nicht nur ein Drittel der neuen "STARDUST" Miniserie vorbei, Robert Corvus präsentiert sich als Autor eines Doppelbandes. Doppelbände haben nicht nur wie in diesem Fall das Manko, dass sie nicht selten wenige Informationen über einhundertzwanzig Heftromanseiten strecken. Während "Neo" eher sich verzweifelt bemüht, die immer stärker konstruiert werdenden Handlungsfäden auseinander zu flechten, ist "Stardust" eher das Gegenteil. War das System in der Erstauflage ein faszinierender Ort, in dem sich terranischer Pioniergeist, die nicht nur amerikanische Frontiermentalität mit einer gänzlich fremden Welt vermischten, wirkt "STARDUST" eher wie der verzweifelte Versuch, diese Inspiration wieder zu finden. Eritrea ist eine seltsame Figur, die keiner der Autoren richtig in die Griff bekommt. Anfänglich kümmerte sie sich wenig um die Regeln ihres Standes und brach mit Perry Rhodan auf, ihren Sohn zu suchen. Anstatt umgehend mit den Spezialisten vor Ort zu sein, versuchten die Beiden es selbst zu regeln. In den letzten Bänden war sie gegen eine Expedition unter die STARDUST Felsnadel vor allem mit Anthur. In dieser Hinsicht hat ihr Instinkt recht behalten, da sich Perry Rhodan trotz seines Misstrauens benutzt fühlt. Auf der anderen Seite hätte er nichts von Whistlers Hinweis erfahren. Jetzt versucht Eritrea zu Beginn gänzlich militärisch untypisch ihre Untergebenen hinsichtlich der bevorstehenden Gefahren Halt zu geben, was erstens misslingt. Zweitens begibt sie sich wieder selbst in Gefahr. Sicherlich ist dieser Versuch, gegen die Ideologie der Erstauflage anzuschreiben - dort spielte es keine Rolle, wieviel Zeit zwischen den Zyklen und damit kosmischen Gefahren für die Menschheit vergangen ist, die Soldaten waren immer bereit -, aber hier wirkt es vor allem auch im Vergleich zum bislang schon sehr ruhigen Auftakt ausgesprochen gedehnt und langweilig.

Ebenfalls schwach ist - wie in "Neo" augenblicklich - der innere Zeitablauf. In "Neo" konnte während des Rückflugs von Arkon nicht nur die Erde besetzt, sondern ein entsprechendes politisches System etabliert werden. In "Stardust" in Anthur im Grunde vor Rhodan geflohen und konnte jetzt schon Janoc auf seine Seite ziehen. Alleine die Informationen, die Anthur über oder unter der Felsnadel gefunden hat, sind noch nicht richtig verarbeitet, so dass diese Hektik - entgegen neuer Informationen - auffällig, aber auch unglaubwürdig ist. 

Ein großer Vorteil allerdings des vorliegenden Romans ist der Rückgriff auf die waghalsigen Kommandounternehmen, die nicht immer von Perry Rhodan angeführt worden sind. Robert Corvus gibt sich viel Mühe, die Mitglieder der kleinen Grupppe unter Eritreas Leitung zu charakterisieren. Die Idee, an Bord der Amböbenschiffe über die Virenfähren zu kommen und dabei die "Blindheit" des nicht fünfdimensionalen Bereichs auszunutzen, basiert zwar auf sehr viel Hoffnung, gehört aber zur Perry Rhodan Tradition dazu. Die Interaktion zwischen den einzelnen, sehr unterschiedlichen Mitgliedern der Kommandoeinheit wird überzeugend beschrieben und da keine Figur wirklich unersetzlich ist und die Opfer der RIDE THE LIGHTNING bewiesen haben, dass die Amöbenschiffe technisch deutlich überlegen sind, kann Robert Corvus Spannung aufbauen.

Dagegen ist die Perry Rhodan Handlungsebene eher bemüht. Wie schon angesprochen hat Anthur einen gewaltigen Zeitvorsprung - wie relativ der auch sein mag - und hat Janoc schon für seine Ziele eingespannt. Rhodan und Kerat Tinga wird mit Misstrauen begegnet, ihre Ausrüstung ihnen in der Ruinenstadt abgenommen - sie erhalten sie teilweise zu einem Exposetechnisch opportunen Zeitpunkt natürlich zurück - und sie müssen sich gegen das ausgesäte Misstrauen zur Wehr setzen. Neben einigen wenigen spärlichen Informationen beinhaltet dieser Handlungsbogen so gut wie keine neuen Informationen und die beschriebenen Abläufe - Schurke verkauft sich als Gutmensch - haben Wurzeln, die bis zu den Karl May Geschichten zurückreichen. Zumindest ist Robert Corvus Erzählstil lesenswert.  "Die Ruinenstadt" abschließend zu beurteilen ist erst nach der Veröffentlichung des zweiten Teils möglich, aber bislang zusammengefasst handelt es sich um einen weiteren, eher phlegmatischen Roman, der bekannte Versatzstücke - Kommandounternehmen und die Wolf im Schafspelzidee, die spätestens am Ende immer zu Gunsten von Perry Rhodan gedreht wird - kurzweilig unterhält, aber nicht wirklich fasziniert.        

Pabel verlag

Heftroman

Erschienen im August 2014

64 Seiten

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