Perry Rhodan Neo 106 "Der Zorn der Bestie"

Perry Rhodan Neo 106, Der Zorn der Bestie, Kai Hirdt
Kai Hirdt

Nach zwei deutlich schwächeren Romanen zieht der Zyklus „Die Methans“ mit dem vorliegenden Roman auf allen Handlungsebenen deutlich an. Susan Schwartz beendet ihre Handlungsebene ja mit zwei Cliffhangern. Auf der Perry Rhodan Handlung geht es vor allem um die Flucht aus der Zelle an Bord des Maahk Schiffes. Es ist vielleicht der schwächste Aspekt des ganzen Romans, denn wie sie ohne ihre Spezialraumanzüge alleine in einer Zelle mit Sauerstoffatmosphäre, aber immerhin 3g Schwerkraft eine der Wandkacheln  öffnen können, durch die freiliegenden Kabel das Türschottöffnen und sogar eine Knallgasexplosion erzeugen, um die Wachen auszuschalten, ist auf der einen Seite großes Kino, auf der anderen Seite basiert die ganze Aktion auf den Faktoren Zufall. Am Ende fliegt man als Gruppe an Bord des von Fancan Teil erbeuteten Bestienraumers direkt aus dem Herzen des Feindes.

Anschließend bemüht sich Kai Hirdt, die Handlung auf zwei Ebenen weiter zu entwickeln. Zum einen kann Guck die Leser stellvertretend für Perry Rhodan auf den neusten Stand der Ereignisse bringen. Zusammen mit Teil haben sie die Bestie verfolgt und sind in einem Zweiplanetensystem mit einer violetten Sonne gelandet. Die Bestien scheinen selbst Teik Angst zu machen. Auf der anderen Seite kann er ohne größere Probleme die Steuercodes des Bündlers aus dem Bestienraumschiff extrahieren und feststellen, dass es insbesondere in der Milchstraße alleine 119 Bündler gibt. Erst auf Druck von Perry Rhodan beschreibt er den Unterschied zwischen den Halutern und den Bestien. Es ist fast ein Rückblick innerhalb eines Rückblicks. Auch wenn die laufende Handlung dadurch ins Stocken gerät und vor allem nach zwei unterdurchschnittlichen Taschenheften der Leser sich wieder mehr Action wünscht, versuchen Rüdiger Schäfer und Michael Buchholz nach etwas mehr als der Hälfte eine Art Rundumschlag, der vielleicht für die letzten vier Taschenhefte in dieser Miniserie Hoffnung macht. Aber wieder kommt die eher allgegenwärtige und niemals so richtig präsente Allianz in Spiel. Vor mehr als 50 000 Jahren haben die Haluter auf deren Seite gekämpft, wobei die Allianz mit ihrer Fähigkeit des selbstständigen Denkens wenig anfangen kann. Im Arkonsystem dagegen hat die Allianz die einzelnen Regenten durch teilweise tödliche Tests gejagt, um entsprechende Anführer zu generieren. Also wurde aus dem Erbgut der Haluter einfach die Bestie erschaffen. Die Idee ist nicht unbedingt neu und vor allem die Götter, welche die Bestien erschaffen haben, scheinen sich danach nicht wieder um sie zu kümmern. So konnten die inzwischen friedlichen Haluter zumindest diese Flanke schließen. Sie sahen es als eine Art moralische Pflicht an. Mit wenigen, aber sprachlich intensiven Bildern führt Kai Hirdt die Haluter sehr nahe an die Vorlagen der Erstauflage heran, wobei am Ende die Auflösung dieser Hintergrundinformationen nicht unbedingt zwingend ist. So will Teik nach Halut fliegen, um mindestens drei Handvoll Haluter zu holen, welche mit der Bestie fertig werden sollen. Warum sie nicht mit einem konzentrierten Funkspruch anlocken. Soll die Bestie ggfs. solange dort bleiben, bis die Verstärkung da ist?  Die Arkoniden dagegen wollen das Imperium vor der bevorstehenden Invasion durch die Bündler warnen, während Perry Rhodan sich wegen des Raumschiffnamens der Verräter Sorgen um Thora macht und am liebsten mit einem Einsatzkommando das Raumschiff entern möchte.  Während an Bord der MAYA noch diskutiert wird, beginnen die Arkoniden und Maahks mit ihren Operationen. Zum wiederholten Male hat sich die Spionage als wenig effektiv herausgestellt, so dass der Feind zumindest weiß, dass irgendjemand die Code abgefragt hat. In diesem Punkt bleibt Kai Hirdt technokratisch unauffällig und versucht eher ambivalent Spannung zu erzeugen. Vor allem zeigt sich, das die bislang kaum überwachte MAYA – immerhin haben die Maahks inzwischen nicht nur festgestellt, dass die menschlichen Spione im ihnen entkommen und die Codes abgefragt worden, sondern diese Eindringlinge vielleicht in einem Zusammenhang mit einem von Beginn an verdächtigen Raumschiff stehen könnten. Die MAYA soll weiterhin versuchen, durch den Bündler zurückzukehren und Arkon zu warnen, während Gucky dank der PEARL wieder zum System der violetten Sonne aufbrechen soll.  Positiv ist ohne Frage in diesem „Neo“ Abschnitt, dass Perry Rhodan wieder zum Reagieren und nicht zum Agieren gezwungen worden ist. Viele sinnfreie Aktionen laufen ins Leere und die Mischung aus Erfolg und Misserfolg wie das Abtasten der Codes halten sich die Waage. Auf der anderen Seite ist weiterhin das Problem, das angesichts von nur zehn Taschenheften sind grundsätzlich bis auf die angesprochenen Hintergrundinformationen inhaltlich sehr wenig bewegt, so dass der Leser sich stellenweise langweilt.

 Mit der Bestie Masmer Tronkh und seinen Aktionen inklusiv der im Medotank befindlichen zweiten Bestie verfügt der Roman allerdings über eine eher klassische Actionhandlung. Ohne Frage haben die Haluter deutlich gemacht, dass die Bestien in erster Linie neben ihren körperlichen Kräften   auf absoluten Gehorsam getrimmt worden sind. Wie kraftvoll diese gezüchteten Krieger erscheinen, wird deutlich, wie leicht Tronkh die verschiedenen Fallen abwerfen und sogar in die Station eindringen kann, während sich die Wissenschaftler einer Zuchtstation im Taktis System um seinen noch ungeborenen Bruder kümmern. Anscheinend wollten die Autoren aber auch keinen zu mächtigen Charakter etablieren, denn mit seinen regelmäßigen Wutanfällen schadet er sich selbst. Ob diese Balance zwischen den bekannten Halutern inklusiv der Drangwäsche und den Bestien wirklich funktioniert, müssen die nächsten Romane zeigen, aber sie bietet zumindest einige andere Perspektiven, während die Methans eher leider in den Hintergrund treten.  Am Ende führt Kai Hirdt die beiden Haluter/ Bestien Spannungsbögen zusammen. Die Bestie ist scheinbar der Sieger. Allerdings unterminieren Kai Hirdt und seine Exposeautoren diese Spannungskurve wieder mit einem zu mächtigen Mutanten. Die vorläufig finale Auseinandersetzung auf einem exotischen Planeten mit seltsamen Vögeln fängt die Leser wieder ein. Der Autor bemüht sich um ein Gleichgewicht der Kräfte, so dass effektiv Spannung aufgebaut wird. Während Kai Hirdt in erster Linie aus der Vergangenheit Informationen holt und damit eine komplexe Geschichte erzählt, funktioniert der zweite Handlungsbogen um Eric Leyden dieses Mal sehr viel effektiver, bringt einen Ausblick in eine eher düstere Zukunft und versucht sogar mit der Entführung von Perry Rhodan und Thoras Sohn inzwischen antiquierte Ideen der alten Serie wieder zu beleben. Allerdings hätte dieser Handlungsbogen nicht nur mehr Platz benötigt, viele der Ereignisse wirken überhastet niedergeschrieben und beinhalten neben relevanten Fakten wie das Anlaufen der Produktion der Konverterkanone – warum sich die Menschen beschweren, von einem eher ambivalenten Verbündeten keine Superwaffen zu erhalten, wird aber nicht unbedingt nachvollziehbar beschrieben – auch noch einige Abschlüsse zu Leydons Reise in die Pyramidenwelt.  Es beginnt noch einmal mit einem Hinweis auf Ägypten in Person einer attraktiven Frau mit Schutzanzug in der Zentrale. Dann folgt der Hinweis, dass der Pharun als ihr Gesprächspartner gerufen werden soll.  Neben dem Hinweis auf eine bevorstehenden Sonneneruptionen inklusiv der Vernichtung der Menschheit soll Arkon gewarnt werden, wobei das Verhältnis durch die Erkenntnisse des arkonidischen Geheimdienstes auch gespannt ist. Mit Leydon verfügt der Spannungsbogen über einen klassischen Dickkopf, der weniger an politischen Diskussionen -  eine der Schwächen des vorliegenden Bandes, da Kai Hirdt sie zu ernst und zu wenig entweder als Satire oder Zusammenfassung der unglaublichen und ein wenig an Comics erinnernden Ereignisse auffasst und sich stilistisch eher distanziert mit dieser Thematik auseinandersetzt. Viele im Grunde nebensächliche Informationen werden ausführlich diskutiert, während andere wichtige Ereignisse im Vorbeigehen abgehandelt werden.

Warum Rüdiger Schäfer, Michael Buchholz und ihr in diesem Fall verlängerter Arm Kai Hirdt jetzt quasi fünf Gänge hochschalten und so viele Aktionen – das Misstrauen gegenüber den Arkoniden, die potentielle Vernichtung des Sonnensystems, die Auseinandersetzung mit den Maahks als Namensgeber dieses Zyklus und schließlich auch der Konflikt zwischen Bestien/ Halutern – nebeneinander ablaufen, ohne das die Spielzüge wirklich zu Ende geführt werden, ist unbegreiflich und lässt „Neo“ unrunder erscheinen als diese zehn Taschenhefte in Wirklichkeit verdienen. Zumindest liefert Kai Hirdt angesichts der rückblickend gigantischen Informationsdichte einen der besseren „Methan“ Romane ab.            

 

 

Pabel Verlag, Taschenheft, 160 Seiten

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