Hand angelegt: Das Final-Fantasy-XV-Anspiel-Event

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Final Fantasy XV Still

Das erste Final Fantasy, erschienen 1987, war für den jungen Entwickler Squaresoft eine Art letzter Versuch: Entweder der Titel würde ein Erfolg, oder die Geschichte des Spielestudios wäre zu Ende. Diese „letzte Fantasie" war dann auch namensgebend für das Spiel. Statt Final Fantasy könnte die Serie auch Endless Fantasy heißen. Denn nach dem Erfolg des ersten Titels konnte Squaresoft in regelmäßigen Abständen weitere Teile der Reihe veröffentlichen, bis hin zur kommenden Nummer 15, wenn man die diversen Ableger nicht mitzählt.

Nachdem in den letzten Jahren allerdings die Vorwürfe an das mittlerweile in Square Enix umbenannte Studio immer lauter wurden, letztlich immer dasselbe zu entwickeln – ein Vorwurf, der an die gesamte japanische Spieleindustrie gerichtet war – , nahm sich Square Enix mit Final Fantasy XV vor, Neues auszuprobieren. Ob das geklappt hat, konnten alle mit Zeit und entsprechendem Willen auf der „Road to Release"-Tour von Squaresoft feststellen. Vor Veröffentlichung von Final Fantasy XV am 29. November gab der Entwickler Fans in Deutschland die Gelegenheit, eine fast fertige Version anzuspielen. Die Tour startete am 2. November in Berlin und fand nach dem Besuch von Leipzig, München, Stuttgart, Frankfurt und Düsseldorf in Hamburg ihr Ende. Robots & Dragons hat in Berlin den Controller in die Hand genommen.

Eine Stunde für eine ganze Welt

Auf der Veranstaltung konnte man knapp eine Stunde lang eine anspielbare Version austesten, die laut Angaben von Square Enix weitgehend dem fertigen Spiel entsprach. Bei einem Rollenspiel ist die erste Stunde meist nicht allzu viel, weswegen alle Eindrücke vom Spiel leider nur oberflächlich sein können. Aber: Über das Potential lässt sich eine Aussage treffen. Und Spoileralarm: Potential ist da.

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Anspielevent zu Final Fantasy XV

Das Besondere an Final Fantasy ist, dass jeder Teil eine eigene Geschichte erzählt, die mit neuen und alten Komponenten vermischt ist. Das spiegelt sich auch in Final Fantasy XV wider: Der etwas mürrische, introvertierte Königssohn Noctis reist mit seinen drei Freunden Ignis, Gladiolus und Prompto zur eigenen Hochzeit mit seiner Jugendliebe Lunafreya. Doch das gute Königreich Lucis mit seiner durch eine magische Barriere geschützten Hauptstadt Insomnia wird nach Noctis' Abreise vom bösen Imperium Niflheim angegriffen und besetzt. Noctis bricht nach Insomnia auf, um seine Heimat zu befreien und seinen Vater zu rächen.

Die bekannten Versatzstücke (schmallippiger Held mit Vaterkomplex, gutes Königreich gegen böses Imperium, „reine" Magie gegen eine Mischung aus Magie und Technologie etc.) treffen bei Final Fantasy XV auf ein paar Neuerungen: So befindet sich die Welt weitgehend in der Moderne, im Gegensatz zu den steampunkig bis traditionell europäisch-mittelalterlich angehauchten Szenarios der Vorgänger. Die Helden sind mit der königlichen Limousine unterwegs, halten an Raststätten, schießen (zum Teil) mit Pistolen – alles in allem eine angenehme Abwechslung zu den bekannten Rollenspielwelten.

Bekanntes und Neues

Viel weiter geht Final Fantasy XV allerdings mit seinem Gameplay. Hatte der direkte Vorgänger Final Fantasy XIII (Nummer 14 ist ein Online-Rollenspiel und schlägt damit ein wenig aus der Bahn) noch ein etwas traditionelleres, auf Cooldowns beruhendes Kampfsystem, ist Teil 15 viel actionorientierter: Auf Knopfdruck schlägt Noctis mit verschiedenen Waffen zu, teleportiert sich dank seiner Spezialfertigkeit über das halbe Spielfeld oder geht hinter Hindernissen in Deckung, um seine Gesundheit aufzuladen. Magie muss in den Kampfarenen gezielt platziert werden, damit der Gegner nicht einfach davonläuft. Das Ganze erinnert ein bisschen an das Kampfsystem von Kingdom Hearts; ist jedenfalls eine passende Modernisierung anstelle des etwas altbackenen Active-Time-Battle™-Systems.

Allerdings wird es bei einer großen Menge an Gegnern schnell etwas unübersichtlich und hektisch, vor allem in Räumen, da hier zusätzlich die Kamera Probleme macht. Außerdem wirken die Kämpfe zu Beginn etwas simpel, tendenziell ist durch Spezialattacken der Helden und Resistenzen der Gegner aber Potential für taktisch anspruchsvolle Kämpfe vorhanden.

Das Gegenteil von linear

Eine andere große Neuerung ist die offene Welt. Wo besonders Final Fantasy XIII für seine sehr linearen Levels kritisiert wurde, geht Square Enix mit Final Fantasy XV in die entgegengesetzte Richtung: eine (in videospieltypischen Grenzen) frei erkundbare Welt mit Crafting-Elementen und Nebenquests. Das Spiel vermittelt zum Start eine angenehme Weite und ein treffendes Gefühl von Freiheit – kein Wunder, startet man doch in einer an den amerikanischen Westen angelehnten Steinlandschaft.

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Anspielevent zu Final Fantasy XV

Gerade das war aber vielleicht nicht die beste Entscheidung, denn visuell fehlt es zumindest in dem kleinen Ausschnitt, den sich spielen ließ, ein wenig an Abwechslungen zwischen den Braun- und Orangetönen. Dafür finden sich immer wieder kleine Punkte auf der Karte, an denen die Spielfiguren die Umgebung kommentieren, was die Charaktere und ihre Welt etwas lebendiger macht. Hier wird sich erst im Laufe des kompletten Spiels beweisen, ob es Square Enix schafft, die Welt sinnvoll mit Aufgaben, Kämpfen und kleinen Geschichten zu füllen.

Vorkenntnisse nicht zwingend nötig

Die Hauptstory nimmt sich am Anfang etwas Zeit, um die Figuren einzuführen. Wer aber richtig in die Welt abtauchen will, kann sich im Vorfeld auf jeden Fall den Animationsfilm Kingsglaive anschauen. Der stellt die Welt sowie ihre handelnden Personen vor und schlägt eine Brücke zum Spiel, ist aber keine zwingende Voraussetzung zum Verständnis der Handlung. Allgemein, wie bei fast allen japanischen Rollenspielen, darf man sich aber nicht an der manchmal klischeehaften Zeichnung der Charaktere stören. Mehr lässt sich über die Hauptstory aber leider bisher nicht aussagen.

Dasselbe gilt für die Nebenquests. Es gibt zwar Jagdmissionen, die aber relativ anspruchslos und mit wenig Story verbunden sind . Da liefert Final Fantasy XV hoffentlich bei längerer Spielzeit noch mehr Material mit tollen Geschichten.

Insgesamt hat aber die eine Stunde Spiel schon viel Spaß gemacht und definitiv den Wunsch hinterlassen, mehr von Welt und Story zu sehen. Die genannten Kritikpunkte könnten sich im Laufe der ungefähr 100 Stunden Spielzeit (mit allen Nebenquests und Pipapo) alle als unberechtigt entpuppen – oder eben nicht. Wer nicht warten kann, bis die ersten Spielekritiken vorliegen, wird das am 29. November selbst erspielen können.

Final Fantasy XV - Omen

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