Von Paramedialen Phänomen bis zu Rauhnachts-Ritualen: Die besten Radiohörspiele 2023

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Das Jahr begann für Fans gruseliger Hörspiele sehr gut. In der ARD-Audiothek waren in den ersten Januar-Tagen bereits die ersten Folgen des zwölfteiligen Fiction-Podcast Korridore abrufbar. Im Mittelpunkt der Handlung steht Patrick, der auf der Suche nach seiner verschollenen Mutter ist und sich als Werkstudent in das Gebäude ihrer früheren Arbeitsstelle eingeschleust hat. Heute sitzt dort ein Internetversandhandel, für dessen Chef Patrick Werbevideos drehen soll. Früher diente der Firmensitz als Tarnung für das Institut für Paramediale Phänomene. Auch heute noch lauert in den verlassenen Korridoren des Gebäudes etwas Unheimliches, wie der Student schnell während seiner heimlichen Nachforschungen entdeckt. Patrick stößt auf die alten Akten seiner Mutter. Er liest in ihren Fälle über suizidale Kaffeemaschine oder Geister beschwörende Chatsbots – bis er plötzlich selbst spurlos verschwindet und nur die Sprachmemos auf seinem zurückgelassenen Handy von seiner Recherche berichten können. Die Geschichte rund um Patrick bildet die Rahmenhandlung. In jeder Episode erzählt er eine neue Geschichte aus den Akten, in denen sich bekannte Gruselmotive mit moderner Technik sehr gelungen vermischen.

Im November gab es mit 12 Nächte eine weitere zwölfteilige Horrorhörspielreihe, die sehr gut in die Weihnachtstage passt. Es geht nämlich um die Raunächte zwischen Weihnachten und dem 6. Januar. Die Teenagerin Miriel bekommt zu Weihnachten ein Buch über Raunachts-Rituale geschenkt. Obwohl sie eigentlich nichts für Esoterik und Mystik übrig hat, probiert sie es mit ihren Freund*innen aus. Miriel bekommt plötzlich Alpträume von einem Mädchen im Moos. Bei ihren Recherchen erfahren die Freunde, dass im Dorf vor 40 Jahren eine 16-Jährige verschwand, die alle "Das Moosmädchen" nannten. Dann häufen sich unheimliche Vorfälle und Miriels Freundin verschwindet spurlos. Steckt hinter allen der Geist des Moosmädchens, die über die Raunachts-Rituale Kontakt mit ihnen aufnehmen will? Das Hörspiel baut die Spannung geschickt mit jeder Folge weiter aus. Dabei vermittelt es eine Atmosphäre, die zwischen dörflicher Gemütlichkeit und Coming-of-Age-Problemen sowie alltäglichen Schrecken und übernatürlichem Horror hin und her wechselt.

Mia Insomnia ist besonders etwas für alle, die als Kind mit den Kassetten der Drei Fragezeichen, Fünf Freunde oder TKKG aufgewachsen sind. Denn in Mia Insomnia steht die fiktive Hörspielserie Geisterjagd im Mittelpunkt. 2023 erschienen gibt es mittlerweile bereits zwei Hörspielstaffeln der Mystery-Serie. Mia hat als Kind die Hörspiele der drei jungen Geisterjäger geliebt – besonders die gruselige Folge „Insomnia". Die Geschichte um ein unheimliches Dorf wird noch gruseliger, als Mia feststellt, dass sie sich als einzige Person an dieses Hörspiel erinnert. Ihre Nachforschungen führen sie in eine geheimnisvolle Parallelwelt. Mia wird von Julia Gruber gespielt. An ihrer Seite sind unter anderen Bastian Pastewka und Oliver Rohrbeck zu hören.

Bodo Traber ist für viele Genrehörspiele wie Der Flüsterer, Nacht und Neumond oder Paradise Revisited verantwortlich. Seine fünfteilige Hörspielreihe Slughunters - Jagd auf die Jäger ist für seine Verhältnisse schon fast konventionell zu nennen. Im Mittelpunkt der Geschichte steht die 16-jährige Adira, die schon immer anders war als ihre Mitschüler. Sobald sie aufhört, ihre Tabletten zu nehmen, hört sie Stimmen im Kopf und weiß Dinge über andere Menschen, die ihr niemand erzählt hat. Ihre Eltern erklären Adira, der Grund dafür sei eine Krankheit in ihrer Kindheit. Als sich ihr die Gelegenheit bietet, an eine Eliteschule für Hochbegabte zu wechseln, sieht die Teenagerin endlich ihre Chance gekommen, mehr über ihre seltsamen Fähigkeiten zu erfahren. Dann erhält sie Warnungen, dass hinter dem Internat eine Geheimorganisation steckt, die Kinder wie sie aufspüren will. Adira glaubt den Warnungen kein Wort, bis jemand ihre Eltern ermordet. Trabers Mischung aus Science-Fiction, X-Men und Coming of Age weiß durchaus über alle fünf Folgen zu begeistern.

Letztes Jahr im November sendete der MDR die ersten vier Fälle über den Privatdetektiv Timothy Truckle. In diesem Jahr kehrte Truckle für drei neue Fälle ins Radio zurück. Die Vorlage für die Science-Fiction-Hörspiele stammt von Gert Prokop. Der DDR-Autor schrieb die satirischen Geschichten 1977, was die offensichtliche Kritik am Kapitalismus erklärt. In Prokops Zukunftsvision sind die USA Mitte des 21. Jahrhunderts ein totalitär regierter Staat. In den drei neuen Hörspielen von Timothy Truckle ermittelt sind wieder Matthias Matschke und Jens Wawrczeck in den Hauptrollen zu hören. Inhaltlich und qualitativ schließen sich die drei Hörspiele an ihre Vorgänger an. Der Hörer kann sich auf drei gelungene Science-Fiction-Krimis freuen.


Der Podcast Das war Morgen präsentiert zwar keine wirklich neuen Science-Fiction-Hörspiele, ging aber ebenfalls dieses Jahr auf Sendung. Die Politikwissenschaftlerin Isabella Hermann präsentierte zunächst mit Andreas Brandhorst (Kantaki-Trilogie), später mit Aiki Mira (Neongrau) alte Science-Fiction-Hörspiele aus den 1960er- bis 1990er-Jahren. Innerhalb der Reihe wurden viele hörenswerte Hörspielklassiker aus den Radioarchiven ausgegraben. Stellvertretend seien nur Die Geister, die er rief (1972), Temperatursturz (1974), Bürger Z 560031 B drückt seinen Knopf nicht mehr (1977) oder Der Wald schlägt zurück (1993) genannt.

Wer sich die Wartezeit bis zur Bescherung oder die weihnachtliche Fahrt nach Hause zur Familie verkürzen will, findet alle in diesem Artikel genannten Hörspiele zurzeit noch in der ARD-Audiothek.

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