Angespielt: Die Nintendo Switch und ihre Spiele

Im Oktober 2016 stellte der japanische Videospielkonzern seine neue Konsole vor, seitdem geht alles sehr schnell: Anfang Januar enthüllte Nintendo weitere Details zum Gerät und seinen Spielen, am 3. März startet bereits der weltweite Verkauf. Nach dem eher mäßigen Erfolg der Wii U hat sich Nintendo vom Prinzip des doppelten Bildschirms verabschiedet und präsentiert wieder eine eher klassische Konsole – allerdings mit einem Twist. Herzstück ist eine Art Tablet, das sich in ein Dockingmodul stecken lässt. In der Station funktioniert die Switch genau wie eine herkömmliche Konsole, die man an seinen Fernseher anschließt. Das Tablet lässt sich jedoch aus der Station entfernen und wie ein Handheld, ähnlich Nintendos 3DS, bespielen.

Die Konsole...

Davon durften sich Fans und Pressevertreter am 24. Januar in Berlin selbst überzeugen. Auf einem Anspielevent konnten die Besucher Erfahrungen aus erster Hand mit der neuen Konsole machen. Geprägt ist die Switch dabei von einer Art vorsichtigen Kontinuität: Das Tablet ist eine neue Funktion, die man bereits von der Wii U in Ansätzen kennt. Auch die bereits von der Wii bekannte Bewegungssteuerung ist in die Switch integriert. Das heißt: mit zwei kleinen Controllern, den JoyCons, kann man per Bewegung Aktionen in den Spielen auslösen. Außerdem verfügt das Tablet selbst über eine Bewegungserkennung.

Die zwei JoyCons passen zunächst gut in die Handfläche. Sie verfügen über jeweils einen Analogstick, vier Aktionsknöpfe und zwei Schultertasten. Durch die geringe Größe besteht bei Menschen mit großen Händen die Gefahr, dass sie die Knöpfe nicht optimal erreichen können. Bemerkenswert ist die Rumble-Funktion der JoyCons. Bei einem der Spiele des Pakets 1-2-Switch (dazu später mehr) müssen die Spieler per Drehen und Wenden der Controller erraten, wie viele Kugeln sich in einer kleinen Kiste befinden. Und tatsächlich hat man beim Bewegen der Controller den Eindruck, dass dort drin kleine Kugeln durch die Gegend rollen. Das ist wirklich faszinierend. Der Nachteil dabei: Im normalen Spiel fällt die Rumble-Funktion eher schwach aus.

Dafür funktioniert der nahtlose Wechsel zwischen Tablet- und Konsolenbetrieb. Zwar wirkt das Tablet auf den ersten Blick recht klein, macht das aber mit vergleichsweise geringem Gewicht und guter Auflösung wieder wett. Auch die Steuerung mit den seitlich eingesteckten JoyCons funktioniert hervorragend – mit den oben genannten Einschränkungen.

Fast schon überraschend ist dabei, dass das Switch-Tablet ein richtiges Kraftwerk an Rechenleistung sein muss. Denn im Konsolenmodus rechnet das handliche Rechteck die Grafik auf 1080p hoch, also in HD, im Tablet-Modus sind es immerhin 720p – was bei dem kleineren Bildschirm aber kaum auffällt.

Dafür merkt man, dass zumindest grafisch ein paar Kompromisse eingegangen werden mussten. Wer genau hinschaut, merkt in manchen Situationen zum Beispiel Treppenbildung durch fehlende Kantenglättung. Insgesamt wird die Switch bei nintendoüblicher Comic-Grafik sehr gut funktionieren, bei Titeln mit realistischer Grafik allerdings könnte die fehlende Grafikleistung auffallen. Solche Titel waren aber nicht anzuspielen, daher ist diese Aussage Spekulation.

Angemerkt sei jedoch: Ernste Spielernaturen sollten sich einen der konventionellen Pro-Controller kaufen. Diese liegen wesentlich besser in der Hand als die etwas klobige Lösung mit einem Steckmechanismus für die JoyCons. Die Pro-Controller sind dabei separat erhältlich und nicht im Verkaufspaket enthalten.

... und ihre Spiele

Auf dem Event wurden einige kleinere Spiele vorgestellt, beispielsweise Just Dance für die Switch, Sonic Mania oder der Sci-Fi-Racer Fast RMX. Im Mittelpunkt standen aber das Box-Spiel Arms, Super Mario Kart 8 Deluxe, Splattoon 2, die Minispielesammlung 1-2-Switch sowie – natürlich – Legend of Zelda: Breath of the Wild.

Arms erinnert dabei an ein komplexeres Boxen, das man von  der Wii kennt: Per Bewegungssteuerung lässt man seine Figur zuschlagen, blocken, ausweichen, den Gegner greifen und Spezialattacken ausführen. Das spielt sich flüssiger als das etwas simple Wii-Boxen, hakt aber bisweilen an der Steuerung. Denn die Bewegungssteuerung benötigt etwas Eingewöhnung und für manche Spieler ist das herumwirbeln mit den JoyCons eher abschreckend. Generell gilt: Wer auf der Wii mit den Wii Motes umgehen konnte, wird an Arms zweifellos seinen Spaß haben.

Super Mario Kart 8 Deluxe war während des Events fast durchgehend besetzt - ein Zeichen für die Beliebtheit des Fun-Racers. Die Switch-Version bietet neben den von der Wii U bekannten Inhalten neue Charaktere, alternative Spezialattacken sowie alle Inhalte, die bisher nur zum Herunterladen erhältlich waren.

1-2-Switch ist eine Minispielsammlung, analog zu Wii Sports oder Wii Party. Teilweise sind die Spiele aber noch mehr „Mini" als beispielsweise Wii Sports. So besteht eine Herausforderung darin, sich einem Partner gegenüber zu stellen und wie bei einem Westernduell die JoyCons aus einem imaginären Holster zu „ziehen". Beeindruckender war die Kugelsimulation, die von der filigranen Rumble-Funktion profitiert (siehe oben). Insgesamt funktioniert 1-2-Switch als nette Partyunterhaltung. Der Mehrwert der Sammlung, von der allerdings insgesamt nur sechs Spiele vorgestellt wurden, hält sich für Einzelspieler aber in Grenzen.

Der Multiplayer-Shooter Splatoon 2 präsentiert eine angenehme Abwechslung vom graubraunen Shooter-Einerlei eines Battlefield oder Call of Duty. Sowohl per Pro-Controller als auch als Tablet setzt das Spiel dabei auf die Bewegungssteuerung, mit der das Fadenkreuz feinjustiert wird. Für ungeübte Hände macht das die Matches etwas fummelig, in der finalen Version soll man dieses Feature ausschalten können. Die gezeigte Demo-Version machte aber schon viel Spaß.

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Nintendo Switch Event am 24.01.2017 in Berlin

Und dann war da noch Legend of Zelda: Breath of the Wild. Von dem Open-World-Titel waren nur 20 Minuten zu spielen, bevor sich der Titel selbst abschaltete. Aber schon diese wenigen Minuten zeigten: Hier weht ein frischer Wind durch eine zuletzt etwas eingestaubte Reihe. Durch die Überlebens- und Rollenspielelemente birgt das neue Zelda eine größere Herausforderung und man warnte davor, dass man recht schnell sterben könne, wenn man nicht aufpasse. Die präsentierte Welt wirkt angenehm post-apokalyptisch und hat mit Sicherheit noch einige interessante Aspekte zu bieten. Was Spieleveteranen aber vielleicht zum Schmunzeln oder Aufstoßen bringen wird: Auch in Breath of the Wild aktiviert man Türme, um die Karte von Regionen freizuschalten. Hoffentlich hat Nintendo im fertigen Spiel nicht zu sehr auf die Ubisoft-Formel geschaut und präsentiert eine spannende Handlung und abwechslungsreiches Gameplay.

Von allen Spielen hat Breath of the Wild am meisten überzeugt. Allerdings mehr, weil das Spiel gut war, als dass es besondere Eigenschaften der Nintendo Switch übernommen hat. Insgesamt verblieb der Eindruck, dass die Switch ein Tick konventioneller ist als es noch die Wii U war, was jedoch nicht schlimm ist. Auf dem Event konnte man nicht wirklich eine Erkenntnis darüber erlangen, wie sinnvoll und nützlich die Mobilität der Konsole ist. Das wird sich erst im praktischen Hausgebrauch herausstellen müssen.

Ab dem 3. März haben sowohl Fans als auch Skeptiker die Möglichkeit, sich von der neuen Nintendo-Konsole zu überzeugen.

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