Kritik zu Pyre: Fantasy-Basketball im Exil

Pyre Header

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Nur wenige Indie-Entwickler können nach einem großen Hit noch einen weiteren Erfolg erzielen und ihrem Ruf gerecht werden. Die Amerikaner von Supergiant Games gehören glücklicherweise zu diesen Wenigen und haben nun bereits ihr drittes Videospiel auf den Markt gebracht. Pyre will ein High-Fantasy-Setting mit Sport kombinieren - ein mutiger Schritt in einem Genre, das seit Jahrzehnten von Rollenspielen dominiert wird.

In erster Linie macht Pyre aber genau das, was seine Vorgänger Bastion (2011) und Transistor (2014) so groß gemacht hat. Das Spiel kombiniert einen emotional komponierten Soundtrack mit handgezeichneten Grafiken in einer selten so dagewesenen Perfektion. Die Entwickler wissen darum und inszenieren ihre Spiele mit ausgeklügelten Einstellungsabfolgen und penibel angepasster Musik.

Das Gameplay war in den vorherigen Titeln zugegeben nie das Gelbe vom Ei, doch die Geschichten waren packend genug, um es über eine relativ kurze Gesamtspielzeit zu genießen. In Pyre sind die Prioritäten anders: Kein allwissender Erzähler kommentiert nun mehr jede Handlung des Spielers, stattdessen sind Erzählung und Gameplay klar getrennt.

Pyre Trial

Ausgestoßen für Literalität

Gleich zu Beginn findet sich die Protagonistin in einem trostlosen Tal wieder, ausgestoßen aus dem Commonwealth, der postapokalyptischen Gemeinschaft. Ihr einziges Verbrechen: Sie kann lesen. Das ist in der Welt von Pyre eine zutiefst geächtete Fähigkeit: Bücher sind illegal, denn dadurch kann ein jeder Leser vermeintlich gefährliches Wissen erhalten.

Zum Glück gibt es auch noch andere Ausgestoßene: Die Nightwings, eine Gruppe aus maskierten Gestalten in einer Kutsche, findet die Protagonistin und pflegt sie gesund. Das Trio um die Hörner tragende Jodariel, den fröhlichen Hedwyn und das Hundewesen Rukey macht sich die seltene Fähigkeit des Lesens zunutze und sucht in alten Büchern nach einem Weg aus dem Exil.

Lange suchen muss die Gruppe nicht, denn eine mysteriöse Stimme lädt sie zu den magischen Riten ein. Bei diesem, fast sportlichen, Ereignis können Ausgestoßene gegen andere Ausgestoßene spielen und mit genügend Ruhm sogar in die Commonwealth zurückkehren. Während der Spiele wachsen die Nightwings um zahlreiche Charaktere und Rassen.

Jede dieser Figuren hat eine eigene Geschichte und einen Grund, warum sie verbannt wurden. Erzählt werden diese, wie der Rest des Spiels, in Text-Passagen. Diese sind teilweise recht lang, aber nie langweilig. So muss der Spieler mit dem gesammelten Wissen große Entscheidungen treffen. Das Schicksal von Charakteren und der Welt liegt nicht nur in den Riten, auch die Gutmütigkeit des Spielers entscheidet über Moral und Zukunft der Gruppe.

Pyre Dialogue

Basketball - mit Scheiterhaufen und einer Menge Magie

Wie funktionieren also die Riten genau? Diese Sportereignisse ersetzen das, was in anderen Spielen an dieser Stelle das Kampfsystem wäre. Zwei Teams von drei Spielfiguren treten auf einem Bolzplatz-ähnlichem Spielfeld gegeneinander an. Ziel ist es, eine magische Kugel, die hier als Ball dient, in den namensgebenden Scheiterhaufen (Pyre) des gegnerischen Teams zu befördern.

In Echtzeit übernimmt der Spieler die Kontrolle über sein gesamtes Team und muss über strategisch gut platzierte Pässe den Ball lenken. Die magischen Komponenten in der Arena machen sich über die individuellen Fähigkeiten der Figuren bemerkbar. Manche können fliegen, andere mit ihrer Aura besonders gut den Ball an sich nehmen.

Eine gute Taktik muss hier mit guter Moral verknüpft werden. Ist ein Spieler betrübt oder ängstlich, spielt er schlechter. Hier machen sich die Entscheidungen aus den Dialogen bemerkbar. Das Spiel zwingt den Spieler oft, andere Charaktere auszuprobieren, was an mancher Stelle durchaus frustrierend werden kann.

Der Verlauf der Liga wird dadurch bestimmt, wie oft das eigene Team siegt, wodurch später auch alte Gegner gestärkt zurückkehren können. Aber auch dieses System kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Spiel mit seinen zehn Stunden gegen Ende etwas lahmt. Das Ende der Liga ist abwechslungslos und wirkt künstlich in die Länge gestreckt.

Zum Glück kann man die besten Teile des Spiels, Soundtrack und Grafik, auch in Matches gegen Freunde oder andere Spieler aus dem Internet genießen. Denn auch wenn die KI relativ viele Spielzüge auf dem Kasten hat, bleiben echte Mitspieler immer unberechenbarer.

Fazit

Pyre ist ein sehr kreativer Genremix, der alleine durch seine Kuriosität zu empfehlen ist. Durch die Länge und die Trennung von Dialogen und Gameplay bleibt es aber ein kleines Stück hinter dem vorherigen Spiel des Entwicklers Transistor. Das sollte Fans aber nicht entmutigen, schließlich spielen beide Titel in der Oberliga ihrer Genres mit.

Pyre ist bei Steam und für die Playstation 4 erhältlich.

zusätzlicher Bildnachweis: 
© Supergiant Games

Pyre - Launch Trailer

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