Nostalgie in Serie: DuckTales - Neues aus Entenhausen (1987) (1/3)

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Ducktales

Im September 1987 startete im US-Fernsehen eine Zeichentrickserie, an der sich wohl noch für sehr lange Zeit neue gezeichnete Abenteuer werden messen lassen müssen: DuckTales. Der Cartoon, der Dagobert Duck endgültig zu einem Disney-Superstar machte und gleichzeitig dafür sorgte, dass der Fantastilliardär ab diesem Moment endgültig nicht mehr im Schatten seines Neffen Donald stand.

In Deutschland wurde die Serie erstmals einem breiten Publikum durch die Ausstrahlung im Disney Club bekannt, der hierzulande von 1991 bis 1995 fester Bestandteil des ARD-Wochenendprogramms war. Interessanterweise wurden im Rahmen der Show allerdings ausschließlich die Folgen der ersten Staffel gezeigt. Die der zweiten, dritten und vierten debütierten erst viele Jahre später, im Nachfolgeformat Tigerenten Club, im Käpt‘n Blaubär Club oder sogar erst 1998 als Teil der vorabendlichen SuperRTL-Disney-Strecke.

Der frappierendste Unterschied für deutsche Fans war der Synchronsprecherwechsel, der ausgerechnet den Protagonisten betraf. Anstelle des herausragenden Hermann Ebeling wurde die reichste Ente der Welt (im Original bis zu seinem Tode 2016 immer Alan Young) ab Episode 66 von Joscha Fischer-Antze gesprochen. Dieser war für die ganz treuen Anhänger jedoch kein Unbekannter, da er den Geldspeicherbesitzer bereits im Kinofilm von 1990 DucksTales - Jäger der verlorenen Lampe synchronisiert hatte.

Außerdem lieh er Dagobert danach beispielsweise auch in Mickys Clubhaus, Neue Micky Maus Geschichten und vor allem in der zweiten - und bekanntesten - Fassung von Mickys Weihnachtserzählung seine Stimme. Letzteres ist so wichtig, weil Dagobert, der eigentlich Scrooge McDuck heißt, hier die Figur verkörpert, ohne die es den berühmten Geizkragen wohl nie gegeben hätte: Ebenezer Scrooge aus Eine Weihnachtsgeschichte von Charles Dickens.

Daher müsste man normalerweise Fischer-Antze als deutsche Feststimme des wohlhabendsten Bewohners von Entenhausen bezeichnen, obwohl die meisten - der Verfasser zählt sich ausdrücklich zu dieser Gruppe - wohl immer zunächst dessen Kollege Ebeling im Ohr haben dürften, wenn sie an ihn denken - besonders mit seinen typischen Ausrufen wie “Schockschwerenot!” oder “Potz Blitz!”.

Eine Einladung …

Während mittlerweile immer mehr Erwachsene bei Serien und Filmen den O-Ton bevorzugen, kommen Kinder in Deutschland nach wie vor mit ihren gezeichneten Helden in der Regel erstmals in deren lokalisierter Version in Berührung. Selbstredend kann man stets darüber streiten, wie gut oder schlecht diese synchronisiert wurden - das war früher nicht anders als heute.

Insbesondere die Disney-Zeichentrickserien der späten 80er und 90er (wie zum Beispiel Disneys Gummibärenbande, Käpt’n Balu und seine tollkühne Crew oder Darkwing Duck) zeichnen sich aber - ebenso wie die großen Klassiker des Micky-Maus-Konzerns - dadurch aus, dass in diesen Fällen ganz offenkundig extrem viel Wert auf die Synchronisation gelegt wurde. Sie funktionieren nämlich interessanterweise heute noch ähnlich gut wie damals - für die Generation der ersten Stunde und für Neueinsteiger.

Nach der Erstausstrahlung 1989 im Ersten - noch als Teil des Vorabendprogramms - kam es übrigens zu einigen Änderungen, die in diesem Kontext angesprochen werden müssen. Zunächst hatten die wohl berühmtesten Drillinge der Popkulturgeschichte Tick, Trick und Track drei unterschiedliche Stimmen, und jede Folge begann noch mit dem englischen Intro. Anstelle von Justus Jo….., äh, Oliver Rohrbeck, SpongeBo…, äh, Santiago Ziesmer und Stefan Krause war ab 1991 die Frau, die wir heute primär als Feststimme von Rose Byrne, Julia Stiles oder Rachel McAdams kennen, als dreifacher Großneffe Dagoberts zu hören: Ranja Bonalana. In den USA wurden die dort als Huey, Dewey und Louie bekannten Brüder (und Nicky) - nebenbei bemerkt - ebenfalls von nur einer Frau (Russi Taylor) synchronisiert, zu deren Rollen auch seit vielen Jahren die der Minnie Maus gehört.

Das deutsche Intro, das selbstverständlich das legendäre “Woohoo“ aufgriff und sich melodisch wie textlich etwas von der Vorlage unterschied, war so viel mehr als nur der Startschuss für circa 22 Minuten beste Unterhaltung. Es fühlte sich vielmehr wie eine Einladung an. Ein Phänomen, das für so ziemlich alle Disney-Anfangslieder dieser Ära gilt, doch das der Ducks war allein deshalb diesen Tick besonderer, weil man es schlicht am häufigsten gehört hatte. Lange toppte keine Zeichentrickserie des Micky-Maus-Konzerns die 100 Folgen der Abenteurer aus Duckburg - so heißt die außergewöhnliche Stadt im Original.

Dadurch stellte sich ein Gefühl der Vertrautheit ein, das durch immer wiederkehrende Hintergrundmelodien noch verstärkt wurde. So konnte man mit geschlossenen Augen beispielsweise theoretisch schon oft wissen, dass sich eine Gefahr anbahnte oder es einmal wieder in die Villa ging.

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… nach Entenhausen

Apropos Villa: Das Zuhause der heldenhaften Enten, Dagoberts Geldspeicher auf dem Berg, der Hafen, Daniel Düsentriebs Werkstatt, ein ganz bestimmter Wohnwagen (ab Staffel 2), all diese Orte sind mehrmals oder sogar regelmäßig Schauplatz der Handlung. Dies vermittelt einem beinahe den Eindruck, als würde man sich ohne Weiteres in Entenhausen zurechtfinden können. Dagoberts regelmäßige Limousinenfahrten zu dem Gebäude, das das wahrscheinlich größte Dollarzeichen der Welt ziert, waren daran sicher ebenfalls nicht ganz unschuldig.

Insgesamt ist der Look der Serie auch einfach extrem gelungen. Im Vergleich zu beispielsweise He-Man ist DuckTales sehr gut gealtert, und keiner käme auf die Idee, zu behaupten, man würde sich nur aus nostalgischen Gründen noch an ihr erfreuen.

Die gezeichnete Metropole wirkt allerdings auch aufgrund der Farbgebung und des Designs der Gebäude und Fahrzeuge so einladend. Vieles ist sehr bunt, Farben dominieren und tendenziell sieht man mehr Rundes als Eckiges. Dies trifft im Grunde ebenfalls auf die Akteure zu. Selbst die Bösewichte haben einen sympathischen Comic-Charme, und die Tatsache, dass die Pro- sowie Antagonisten nahezu immer die identischen Outfits tragen, trägt auch dazu bei, dass man sich in Entenhausen sehr heimisch fühlt.

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Eine große Familie

Der Hauptgrund, weshalb man in diese gezeichnete Welt so wunderbar eintauchen kann, ist aber ein anderer: Es sind eindeutig ihre Bewohner. Denn die Hauptfiguren - ob verwandt oder nicht - sehen sich definitiv als eine große Familie. Gerade Dagobert betont das gerne, und wenn er das macht, fühlt sich der (Kinder-)Zuschauer dadurch automatisch ebenfalls von ihm angesprochen.

Er regt sich zwar durchaus einmal über Quack den Bruchpiloten (Launchpad McQuack) auf, schätzt ihn allerdings sehr. Dies bringt er zum Beispiel in "Der Stolz der Familie/Top Duck" zum Ausdruck, wo zum ersten und einzigen Mal dessen Eltern und Schwester mit von der Partie sind. Frieda (Mrs. Beakley), die der Fantastilliardär als Haushälterin und Kindermädchen für die Drillinge einstellt, ist für ihn die gute Seele seines Anwesens, die er mindestens so sehr schätzt wie seinen stets korrekten und loyalen Butler Johann (Duckworth). Sein Goldstück ist jedoch eindeutig Friedas Enkelin Nicky (Webby), die mit ihrer Großmutter in die Villa zieht und der er sehr früh anbietet, ihn wie seine Großneffen Tick, Trick und Track auch Onkel Dagobert zu nennen.

Neben diesen Mitgliedern der Kernfamilie, die praktisch in jeder Folge auftauchen, gibt es darüber hinaus noch die, um im Bild zu bleiben, die nur zu den Feiertagen erscheinen (Donald Duck oder Daniel Düsentrieb (Gyro Gearloose), Doofy (Doofus) oder Gustav Gans (Gladstone Gander)), und diejenigen, die erst später in den Kreis der Familie aufgenommen werden (Höhlenente Bubba und Fenton Crackshell alias Krach-Bum-Ente/Gizmoduck).

Der zweite Teil wird Dagobert Duck selbst ausführlich beleuchten und sich seinen Feinden widmen, während sich der dritte ausschließlich mit den außergewöhnlichen Abenteuern der Ducks beschäftigen wird.

zusätzlicher Bildnachweis: 
© Disney

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