"I see you shiver with antici … pation!" - Unsere Tipps für Halloween 2021

tales-of-halloween.jpg

ausgehöhlte, leuchtende Kürbisse auf Rasen vor Wohnhaus

Mittlerweile leben wir in Level 20 des Pandemie-Horrors. Haben wir mittlerweile etwas Routine darin gefunden, in einer Pandemie zu leben? Ja, oder? Und deswegen möchten wir auch in diesem Jahr nicht darauf verzichten, euch ausgewählte Tipps der Redaktion von Robots & Dragons für Halloween zu präsentieren. 

Aber auch in diesem Jahr gilt vor allem: Bleibt gesund und passt auf euch auf!

Michael Bartl – Geht mit einem Tintenfisch in die Wüste

Ich bin wieder einmal ehrlich zu euch und so habe ich nicht wirklich etwas für dieses Wochenende beziehungsweise für Halloween geplant. Jedoch ist auf meinen Freundeskreis verlass, sodass es zumindest einen 3G-konformen Spieleabend geben wird. Hierzu werde ich meine neueste Errungenschaft – Dune Imperium – mitnehmen.

Wie der Name schon sagt, handelt es sich um ein Brettspiel im Dune-Universum und vereint dabei Deck-Building und Worker-Placement in einem neuen, thematischen Strategiespiel. Auch hier gilt: Wer das Spice kontrolliert, kontrolliert das Universum! Als eines der großen Häuser des Landsraad lasst ihr eure Streitkräfte und Spione aufmarschieren. Vor euch stehen der tyrannische Paddischah-Imperator, die verschwiegenen Bene Gesserit, die gewiefte Raumfahrergilde sowie die wilden Fremen, inmitten der tödlichen Wüsten von Arrakis. Die Macht des Imperiums kann euch gehören, doch Krieg ist dabei nicht unbedingt der einzige Weg. Mit wem verbündet ihr euch und wen wollt ihr verraten?

Abseits von Freunden und Familie wird es mich auch wieder in mein Wohnzimmer verschlagen, wo einmal mehr ein Binge-Watch-Marathon auf mich wartet. Dabei wartet aber keine Horror-Serie auf mich, sondern die südkoreanische Netflix-Produktion Squid Game. Zwar war die Redaktion von Robots & Dragons selbst nicht sehr angetan von der Serie, aber irgendwas muss dran sein, wenn sich bereits mehr als 100 Millionen Menschen gesehen haben. In Zentrum der Geschichte steht der glücksspielsüchtige und hochverschuldete Seong Gi-hun (Lee Jung-jae), der eine mysteriöse Einladung erhält, um viel Geld zu gewinnen. Nach seiner Zusage wird er betäubt und mit 455 weiteren Personen an einem geheimen Ort gebracht, wo sie vom maskierten und bewaffneten Personal Anweisungen erhalten. Der Clou: Gespielt werden Kinderspiele und wer verliert, stirbt.

Zum Schluss wartet auch noch ein neues Hörbuch auf mich; danke, lieber Florian Rinke. In der Night-Lords-Trilogie von Aaron Dembski-Bowden stehen diesmal nicht die Inquisitoren, die imperiale Armee oder einer der unzähligen Space-Marines-Orden im Mittelpunkt, sondern die Night Lords, eine Verräterlegion im Warhammer 40k-Universum. Doch im Gegensatz zu den anderen Verräterlegionen sehen sie sich nicht als Diener der Chaosmächte, sondern sehen im Chaos nicht mehr als ein mächtiges Werkzeug. So verabscheuen sie sowohl den fanatischen Glauben an dem seit Jahrtausenden am Goldenen Thron gefesselten Gott-Imperator als auch an die vier Chaosgötter. Im Mittelpunkt steht Talos, der die erste Klaue der 10. Kompanie anführt und schon zu den Zeiten ihres Primarchen Konrad Curze lebte. Seinen Visionen folgten, kämpfen sie sowohl gegen das Imperium als auch gegen die ständige Korrumpierung durch das Chaos.

Anne Jerratsch - Reist mit Jupiter, Peter und Bob durch die Zeit

In diesem Jahr, das pandemiebedingt zugleich gefühlt nicht enden will und sich doch zu schnell vergangen anfühlt, hat es mich zum Herbst hin zu merkwürdigen Zeitreisen und Gruppendynamiken gezogen, und ein bisschen Retrofeeling ist auch mit dabei.  

So habe ich ein seit langem auf meiner Festplatte schlummerndes Hörbuch endlich richtig entdeckt. Philip K. Dick liefert mit dem 1969 veröffentlichten "Ubik" für die Scify-Dystopiefans unter uns so richtig ab. Die Szenerie spielt in einer Zukunftswelt des Jahres 1992. Hauptprotagonist ist Joe Chip, ein etwas abgehalfterter, chronisch dem eigenen Untergang entgegentrinkender Angestellter. Er arbeitet bei einer Agentur, die telepathisch veranlagte Menschen mit verschiedenen Psi-Fähigkeiten anstellt. Für eine Expedition stellt er unter seinem Agenturchef ein Team zusammen, zu dem eine Frau stößt, die die Vergangenheit verändern kann. Nachdem das Team eine Katastrophe erlebt hat, beginnt sich, offenbar unabhängig von ihren Fähigkeiten, die Zeit zurückzuentwickeln: Haushaltsgegenstände sind Minuten nach der Nutzung völlig unbrauchbar und veraltet, ganzen Gegenden von Städten und schließlich auch der eigenen Mannschaft kann man beim Verfallen mit bloßem Auge zusehen. Und hinter der merkwürdigen  Zeitlinie verbirgt sich eine geheimnisvolle Botschaft, die die Mannschaft zu entschlüsseln versucht. Neben der spannenden und düsteren Story werden immer wieder seltsame Werbespots  hineingeworfen, die Marc Uwe Kling zu seinem "Qualityland" inspiriert haben dürften. Ganz besonders gut gelesen von Dietmar Wunder.

 Ohje, warum musste Anne von allen möglichen Drei Fragezeichen-Folgen ausgerechnet die unsäglichen Dr3i mit Die Dr3i: Verschollen in der Zeit  aussuchen? Ganz einfach: Wegen des merkwürdigen Grusels. Der stimmt bei der Geschichte, die während des Rechtsstreits mit der Hörspielproduktionsfirma Europa im Jahr 2006 völlig ohne Buchhintergrund entstanden ist, nämlich sehr. Die drei Detektive, nun mit leicht veränderten Namen, geraten bei einem Flugzeugabsturz (der wievielte war das noch gleich?) mitten im Bermudadreieck auf eine merkwürdige Insel. Zwar weiterhin gesegnet mit gesunder Skepsis, scheint es den dreien und der zugehörigen Reisegruppe doch bald so, dass die Insel in der Zeit stehengeblieben sein muss. Und die Bewohner sind auch nicht gerade freundlich … "Verschollen in der Zeit" traut sich besonders in der ersten Hälfte, klassisches Lost-Feeling in die Drei Fragezeichen-Welt zu katapultieren, und dafür darf man diesem Nebenprodukt der ???-Reihe durchaus Respekt zollen.

Ein etwas aktuelleren Tipp für ausgewählte Kinos: Der Fantasy-Thriller mit heftigen emotionalen Einschlägen namens Titane eroberte im Sommer die goldene Palme von Cannes. Regisseurin Julia Ducournau hat das exklusive Publikum des Filmfestivals sicher nicht geschont: Brutal, blutig, auf eine merkwürdige Weise erotisch und sehr, sehr gory geht es zu bei dieser erwachsenen Stiefkind von Stephen King' Christine. Die junge Alexia hatte als Kind einen Autounfall und seither nicht nur eine Titanium-Platte im Kopf, sondern auch eine etwas gestörte Beziehung zu Autos: Sie findet sie sexuell anziehend und scheint körperlich mit ihnen verbunden zu sein. Auch sonst ist Alexia etwas anders gestrickt, menschliche Beziehungen fallen ihr schwer, Konflikte werden vor allem mit Gewalt gelöst. Bald muss sie flüchten und nimmt die Identität eines verschwundenen Teenagerjungen an. Dessen Vater nimmt sie als vermeintlichen Sohn auf, ohne weitere Fragen zu stellen. Schliesslich muss sich Alexia in seiner Feuerwehrtruppe als Sohn beweisen. Titane sprengt die Grenzen zwischen Bodyhorror, Genderzuschreibungen und einem emotionalen Portrait und ist auf jeden Fall einen ersten Blick wert - selbst, wenn man nur durch die Finger lugt, wenn es wieder brutaler zugeht.

Katrin Hemmerling - Springt nach links in die Nostalgie

In diesem Jahr steht die Nostalgiewelle an - vermutlich ausgelöst durch den Remake-Wahn, der die Studios seit einigen Monaten so befallen hat. Beim Verfassen der Newsartikel haben wir die redaktionsinterne Regel uns möglichst nicht anmerken zu lassen, wie wir zu dem Thema stehen, über das wir gerade schreiben. So hat hoffentlich niemand von euch bemerkt, dass ich die Meldung zum Reboot von The Lost Boys mit gewaltigem Zähneknirschen geschrieben habe. Vielleicht betrachte ich den Film auch zu sehr durch die verklärte Nostalgiebrille - genau das werde ich an Halloween prüfen. Möglichst ohne Nudeln oder Reis in Reichweite, dazu hat mich die bekannte Szene dazu doch zu sehr geprägt. Aber mit der Besetzung, die für mich immer immer zu The Lost Boys gehören wird: Die beiden Coreys und Kiefer Sutherland. Und der Soundtrack ist auch nicht ohne, man denke an “Cry Little Sister” ...

Noch etwas weiter in der Zeit zurück geht es mit der John Carpenters The Fog - Nebel des Grauens. Als Stadtkind habe ich bis zum Umzug in eine ländliche Gegend so “richtigen” Nebel nicht erkannt. Dann habe ich Bekanntschaft mit ihm geschlossen und schlagartig verstanden, warum Nebel so oft als bedrohlich empfunden wird. Kurz darauf habe ich während eines Urlaubs an der Nordsee erlebt, wie Seenebel aufzog. Seitdem hat The Fog für mich einen echten Gruselfaktor. Ich werde jedenfalls nicht mehr öffnen, wenn draußen Nebel herrscht und jemand - oder sollte ich besser sagen “etwas”? - an meine Tür klopft.

Nach dem echten Grusel darf dann ein Klassiker aus dem Jahr 1975 ran, der zwar für keinen echten Halloween-Grusel sorgt, aber Halloween darf ja auch mal ausgelassen sein, oder? “I see you shiver with antici … pation!” The Rocky Horror Picture Show geht immer! Tim Curry in Mieder, Strapsen und High Heels bleibt unvergessen, ebenso Susan Sarandon, die wunderbar prüde in Ohnmacht fällt. Also schon mal Wasserpistolen, Toastbrot, Reis und Partyhut bereitgelegt, denn dann heißt es: “It’s just a jump to the left!”

Florian "Der Unsichtbare" Rinke 

Der Name Katsuhiro Otomo dürfte durch sein Science-Fiction-Epos Akira nicht nur Manga-Lesern ein Begriff sein. Direkt vor seinem Hauptwerk schrieb und zeichnete Otomo die Serien Domu, welches auf deutsch unter dem Titel Das Selbstmordparadies erschien. Die Geschichte ist in einem modernen Hochhauskomplex angesiedelt. Immer wieder kommt es dort zu unerklärlichen Todesfällen, die alle wie Selbstmorde aussehen. Die Polizei versucht zu ermitteln, wer die Bewohner in den Selbstmord treibt, kommt mit ihrer Arbeit aber nicht vorangekommen. Dann nehmen sich die ersten Beamte aus ihren Reihen in der Wohnanlage das Leben. Nur ein Mädchen, welches neu in die Siedlung gezogen ist und über telekinetische Kräfte verfügt, scheint den unheimlichen Gegner gewachsen. Otomo nimmt in Das Selbstmordparadies bereits sein großes Thema vorweg, welches er wenige Jahre später in Akira weiter ausbaut. Hier erzählt er eine großartige gruselige Kriminalgeschichte, wie sie Stephen King geschrieben hätte, wenn er Japaner wäre.

H. G. Wells Roman Der Unsichtbare wurde im Laufe der Zeit mehrfach verfilmt, zum Beispiel 1933 von James Whale und zuletzt 2020 von Leigh Whannell. Auch verschiedene Comic-Künstler versuchten sich an einer Adaption des Stoffes. Eine der interessantesten Version stammt aus der Feder von Jeff Lemire (Black Hammer, Sweet Tooth). Er verlegt in The Nobody die Handlung in eine amerikanische Kleinstadt und ergänzt sie um eine melancholische Coming-of-Age-Geschichte. Im Mittelpunkt steht eine sechzehnjährige Teenagerin, die sich in ihrer gefühlten Andersartigkeit zum bandagierten Fremden hingezogen fühlt, der sich eines Tages im einzigen Motel einmietet. Die beiden unterhalten sich zunächst über das Leben, das Universum und den ganzen Rest – ehe sich auch auf den Comicseiten der Horror von Wells Vorlage einschleicht. Jeff Lemires ruppige und kantige Zeichnungen unterstützen die gruselige Atmosphäre von The Nobody, sind aber vielleicht nicht jedermanns Geschmack.

Auch in Tamsyn Muirs Roman Ich bin Gideon ist eine Teenagerin die Hauptfigur – die allerdings auf einen finsteren Planet aufwächst, der von einer adeligen Nekromanten-Dynasty beherrscht wird. Nach mehreren gescheiterten Fluchtversuchen, bietet sich Gideon Nav doch noch eine Chance, dem Planeten zu entkommen. Allerdings hat die Sache einen Haken. Sie muss die ihr verhasste Nekromantin Harrowhark zum einzigen Zentralplaneten des Sternenimperiums begleiten und ihr als Leibwächterin bei einem Wettbewerb um den Aufstieg in eine quasi unsterbliche Kriegerkaste helfen. Im halb verfallenen imperialen Palast angekommen, müssen die beiden lernen, ihre Differenzen zu bereinigen. Nur so können sie die Prüfungen meistern, die Attacken der Konkurrenten überleben und das Geheimnis des dort lauernden Bösen lüften. Das Buch liest sich wie eine frische Variante von Agathe Christies Und dann gab's keines mehr, welche man in den Weltraum verlegt hat und mit herumlaufenden Skeletten bevölkert hätte. Ich bin Gideon lebt von der düsteren Atmosphäre und dem Beziehungsgeflecht der Figuren untereinander. 2021 ist Ich bin Harrow, die Fortsetzung der lesenswerten Nekromanten-Space-Opera, erschienen.

Stefan Turiak - Sucht den Thrill in der Mitternachtsmesse

Der ehemalige Polizist James Lasombra begibt sich in The Empty Man auf die Suche nach einem verschwundenen Mädchen. Das hört sich erst einmal recht konventionell an, führt ihn allerdings auf die Spuren einer mysteriösen Sekte, die eine jahrtausendalte Entität anzubeten scheint. The Empty Man verbindet Hard-Boiled-Detektivgeschichte mit einem atmosphärischen Horrorthriller, der mit effektiven Schockmomenten und der ein oder anderen überraschenden Story-Wendung aufwartet. Mittendrin der chronisch unterbewertete Hauptdarsteller James Badge Dale (The Pacific, Rubicon, The Departed), der mühelos in die Rolle des abgekämpften Ex-Cops schlüpft.

Horror- und Action-Experte James Wan (Saw – Wessen Blut wird fließen?, Insidious, Conjuring – Die Heimsuchung, Fast & Furious 7, Aquaman) verbindet in Malignant beide Genres zu einem fiesen, ultra-brutalen und komplett augenzwinkernd-überzogenen Horrorthriller, in dem die junge Frau Madison von grausamen Visionen über brutale Morde heimgesucht wird. Während ihrer eigenen und der polizeilichen Ermittlungen muss sie schockierende Wahrheiten über ihre eigene Vergangenheit herausfinden.

Die neue Netflix-Mini-Serie Midnight Mass von Mike Flanagan (bekannt durch Doctor Sleeps Erwachen, Spuk in Hill House, Spuk in Bly Manor) widmet sich wieder in seiner unverwechselbaren elegischen, melancholischen und traurigen Art Themen wie Trauma, Schuld, Sühne, Leben und Tod. Nebenbei erforscht sie noch Religion und wie sie von unterschiedlichen Menschen gelebt, genutzt und leider auch als Macht- und Manipulationsinstrument missbraucht wird. All das bindet Flanagan in eine gruselige Horror-Geschichte ein, die aber auf billigen Thrill verzichtet. Aus einer rundum soliden Besetzung sticht vor allem Schauspieler Hamish Linklater mit einer elektrisierenden und gleichzeitig sensiblen Darstellung hervor.

 

Regeln für Kommentare:

1. Seid nett zueinander.
2. Bleibt beim Thema.
3. Herabwürdigende, verletzende oder respektlose Kommentare werden gelöscht.

SPOILER immer mit Spoilertag: <spoiler>Vader ist Lukes Vater</spoiler>

Beiträge von Spammern und Stänkerern werden gelöscht.

Nur angemeldete Benutzer können kommentieren.
Ein Konto zu erstellen ist einfach und unkompliziert. Hier geht's zur Anmeldung.