Thor 2: Sieht ein Phasenmeter wirklich aus wie ein Toaster?

Oftmals verwenden Science Fiction Filme echte Technologien als Vorbild und peppen sie ein wenig auf. So zum Beispiel auch “Thor: The Dark World”, der momentan im Kino läuft. Hier ist von einem Phasenmesser (engl. Phasemeter) die Rede, der benötigt wird, um gravimetrische Anomalien zu analysieren. Aber Ist das realistisch? Gibt es sowas schon?

Take 2/90+91
“Nimm den Phasenmesser mit. Das Toaster-ähnliche Teil.”

“Ich weiß, was ‘n Phasenmesser ist.”

Simon Barke, Physiker am Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik, arbeitet an einem Phasenmesser für die LISA Mission (Laser Interferometer Space Antenna), und weiß genau, was das ist und wie es funktioniert.

Das LISA-Phasemeter ist das einzige mir bekannte Phasemeter, welches in Bezug zu Gravitationsforschung entwickelt wird. In der LISA Mission schicken wir Laserstrahlen für Millionen von Kilometer durch den Weltraum, und messen die Phase des Laserlichts, in dem wir es im Vergleich zu einem lokalen Laser detektieren. Sollte sich die Phase des detektierten Signals ändern, können wir auf eine Schwankung der Raumzeitkrümmung entlang des Millionen Kilometer langen Weges schließen. Diese Schwankungen werden ausgelöst durch massive binäre Sternensysteme oder Schwarze Löcher - salopp ausgedrückt: durch gravimetrische Anomalien. Und genau das macht das LISA-Phasemeter: Es misst die Phase von Laserlicht mit unglaublicher Genauigkeit, um gravimetrische Anomalien aufzuspüren. Es ist schon aufregend zu sehen, dass eine Schlüsseltechnologie der LISA Mission eine so zentrale Rollen in einem Hollywood-Film einnimmt.

Einen kleinen Eindruck von einem realen Prototyp des LISA Phasemeters kann man ganz unten auf dem Bild erhaschen. "Zugegeben, es sieht ein wenig aus wie ein (sehr) nerdiger Toaster", findet er. Aber weiter mit Thor: In dem Film kann der Phasenmesser noch viel mehr. Betrieben mit umgekehrter Polarität und ausgerüstet mit ein paar Extras lassen sich gravimetrische Anomalien hiermit sogar wieder unschädlich machen.

Take 4/48
“Meine Gravimetrik-Speere dienen der Stabilisierung des Brennpunkts dieser Konvergenz.”

Simon Barke meint dazu: “Gravimetrik-Speere? So etwas gibt es leider nicht. Im Falle einer Konvergenz der neun Welten können wir daher wohl auch nicht viel ausrichten. Wenn wir die Polarität unseres Phasenmeters umkehren, geht es kaputt, aber es schließt dabei sicher keine interdimensionalen Portale - sorry.”

Doch das, was das Phasemeter für die LISA Mission an sich leisten wird, ist bereits bahnbrechend genug. Die Genauigkeit ist hierbei so gut, dass man auf einer Distanz von mehreren Millionen Kilometern Abstandsänderungen in der Größe eines Atomdurchmessers nachweisen könnte. Die damit gemessenen Fluktuationen in der Krümmung der Raumzeit, sogenannte Gravitationswellen, lassen Rückschlüsse auf kollidierende Galaxien, Neutronensterne und Schwarze Löcher zu. Auch Signale von bislang noch völlig unbekannten Auslösern starker Gravitation werden erwartet. Eingesetzt wird das Phasemeter an Bord von drei Satelliten, die in einer Dreiecksformation der Erde auf ihrer Umlaufbahn um die Sonne folgen. Finanziert wird das Projekt im Rahmen des Cosmic-Vision-Programms der Europäischen Weltraumagentur ESA. Alle Details finden sich unter www.elisascience.org oder auch auf facebook.com/LISAcommunity, twitter.com/LISAcommunity und google.com/+LISAmissionORG.
(Wir von R&D freuen uns natürlich auch über den Slogan von LISA: "Listen to the Universe" hatten wir früher auch bei SF-Radio.) Und wenn Simon den ersten Klingonen aufgespürt hat, sagt er uns sicher Bescheid!

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