Kolumne: Diese Sache mit den Spoilern

SPOILER

In Zeiten von Facebook, Instagram, Tumblr und Twitter gibt es für Filmfans eine unersättliche Faktenflut zu all den Filmen und Serien, die sie so sehr lieben. Doch wehe dem, der die aktuellste Folge seiner Lieblingsshow noch nicht gesehen hat und dann trotzdem noch das Internet benutzt.

Spoilers

Ein Spoiler (engl. to spoil, „verderben“) ist eine Information, die wesentliche Handlungselemente eines belletristischen Werks, eines Films, eines Videospiels, eines Hörbuchs, eines Sportereignisses oder Folgen einer Fernsehserie zusammenfasst und dadurch dazu geeignet ist, den Genuss am vollständigen Werk zu verderben.

-Wikipedia

Ihr wurdet gewarnt!

Mir ist es kürzlich beim Midseasonfinale von The Walking Dead passiert, dass ich von der offiziellen(!) Facebookfanpage gespoilert wurde. Man hielt es dort nämlich für besonders clever, bereits wenigen Minuten nach Ausstrahlung an der amerikanischen Ostküste schon über das Ende der Episode diskutieren zu lassen und ein entsprechend kontroverses Foto zu posten. Das Problem dabei war, dass die Folge noch nicht einmal an der Amerikanischen Westküste geschweige denn im Rest der Welt gesendet wurde und so nun Millionen(!) von Leuten die komplette Episode verdorben wurde. Na Herzlichen Glückwunsch! Es gibt aber auch Spoiler, die dank ihres Alters mittlerweile zum Teil der Popkultur wurden und allgemein hin als bekannt gelten. So wird niemand (nicht mal ich, in einem Posting über Spoiler) Spoilertags verwenden, wenn er davon erzählt, welche Beziehung Darth Vader zu Luke Skywalker hat, oder, was für Probleme Bruce Willis in The Sixth Sense hat. Genau wie es jedem über 20 bekannt sein dürfte, wie Romeo und Julia oder Titanic enden. Immerhin leben wir ja auch in einer Welt, in der man sich T-Shirts kaufen kann, auf denen sich genau diese grossen Twists der Filmgeschichte fein arrangiert die Klinke in die Hand geben. Oder man macht es gleich so wie beim ersten Planet der Affen, dessen eigentlich toller Twist bereits auf dem Cover verraten wird:

Puuuh, auf welchem Planeten war doch gleich die Freiheitsstatue? 
Puuuh, auf welchem Planeten war doch gleich die Freiheitsstatue?

Entgegen jeder Vernunft gibt es auch die Meinung, dass Spoiler einen Film (entgegen der Bedeutung des Wortes) gar nicht verderben, sondern ganz im Gegenteil sogar noch aufwerten, da man sich dann viel mehr auf Details usw. konzentrieren kann. Einen Artikel dazu gab es mal bei Nerdcore. Grundsätzlich hat der Mann auch recht, wenn er sagt, dass er viel besser auf das Drumherum achten kann, wenn er den Ausgang einer Geschichte schon kennt und ein Film ausser einem Twist/WTF grundsätzlich noch mehr zu bieten haben sollte. ABER: Wieso um alles in der Welt sollte man denn auf das verzichten, worauf der komplette Aufbau des Films hinzielt, nur um sich über Foreshadowing und Details zu freuen, auf die man bei einer Zweitsichtung sowieso achten würde?! Ich halte es daher für absoluten Quatsch, sich Filme absichtlich zu spoilern und somit unwiederbringlich den WTF-Moment zu vermeiden, dessen Intention und clevere Umsetzung einen Film oft erst zu dem macht was er ist. Womit wir auch schon beim nächsten Punkt wären:

Spoiler vermeiden

Am einfachsten ist es wohl, wenn man sich bis auf den Titel eines Films einfach alles vom Leibe hält, was sonst damit zu tun hat. Also keine Trailer gucken, keine Reviews lesen, keine Plakate anschauen und vor allem sollte man den Film um keinen Preis mit Leuten gucken, die ihn wegen des *voll krassen Twists am Ende* empfehlen. Genau diese sind es dann nämlich auch oft, die subtiles Foreshadowing dazu nutzen ihr Fandom zu beweisen und Dinge wie "Achte darauf, wie er das Auto einparkt, das ist später noch voll wichtig" sagen. Am Ende kommt dann in der Regel noch ein "Geil oder? Genau so wie ich gesagt habe!" und statt einen tollen Twist zu erleben, wusste man bereits seit der Einparkszene, wer der Mörder war. Aus Höflichkeit bedankt man sich dann natürlich trotzdem und tut so, als hätte man den Film über gerätselt, wie es nur ausgehen könnte. Mindestens genauso schlimm ist es, wenn Leute von einem spoilerbaren Film erzählen, der so ähnlich wie [Filmtitel] ist. Denn entweder hat man [Filmtitel] gesehen, und der empfohlene Film ist so gut wie verraten, oder  hat man [Filmtitel] eben nicht gesehen, wird  sich dann aber wahrscheinlich beim Schauen von [Filmtitel] schon Gedanken machen, was denn der Twist sein könnte. Ein Teufelskreis.

Die Vorwegnahme eines Twists ist in meinen Augen eine Beleidigung der Intelligenz des Zuschauers. Als würde man vor dem Endspiel einer Fussball WM-das Torverhältnis und den Gewinner herausposaunen. Das Spiel wäre vielleicht immer noch technisch auf hohem Niveau, aber absolut langweilig und am Ende freut man sich auch nicht mehr für seine Mannschaft, da man von vornherein wusste, dass sie gewinnen würden. Und ganz ehrlich, hat sich jemals irgendwer ein Fussballspiel ein zweites mal angesehen, weil es so spannend war? Dache ich mir.

Man kann sich einen Film aber auch ganz alleine kaputt machen: Bevor ich  Soylent Green gesehen habe, wollte ich wissen, was denn Soylent überhaupt auf Deutsch heisst. Eine Anfrage beim Übersetzungsdienst dict.cc hat mir dann direkt den Twist des Films gespoilert. Tja. Sehr schade, aber tut dem Film eigentlich nichts ab, denn der ist auch so noch ziemlich gut. Ebenso geschieht es bei Serien und mehrteiligen Filmreihen sehr schnell, dass Szenen plötzlich viel weniger spannend sind und vom Cliffhanger zum nicht viel übrig bleibt, da wir ja bereits vom DVD-Cover der nächsten Staffel wissen, dass der Hauptcharakter dort auch noch mitspielen wird und/oder man sich erst auf der Hälfte der Staffel befindet. Bei Videospielen nennt man diesen Umstand auch gern Disc One Final Boss:

The heroes seemed to have defeated the ultimate villain but then the player realizes that they're on the first disc of a multi-disc RPG (or the audience realizes that the show is only in midseason). He's not the final boss; he might look like it, but he's defeated long before the story ends. They are the driving force in this early part, but they are not the ultimate threat. The real villain, The Man Behind the Man, will show up later.

Als Ausnahme muss ich hier natürlich Game of Thrones erwähnen, denn hier kann man sich bei niemandem darauf verlassen, dass er die aktuelle Staffel überlebt. Sehr lobenswert ist aber auch die Community rund um die Show, denn irgendwie scheint man es geschafft zu haben, dass Fans über Codewörter wie Red Wedding oder Folge 9 kommunizieren anstatt Der Tod von [Charakter X]. Hut ab!

Soviel dazu. Wie steht ihr Spoilern gegenüber? Verschanzt ihr euch bis zum Kinobesuch hinterm Mond oder besitzt ihr gar das oben genannte Spoilershirt? Ich bin gespannt!

Patrick schreibt seine Meinung außerhalb von Robots & Dragons als Herr moep0r getarnt in seinem Blog auf omgwtfbbq1337.de

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