Studie: Spoiler erhöhen die Freude an einer Geschichte

Wer den Verlauf oder das Ende einer Geschichte vorwegnimmt, macht sich damit besonders in der Zeit der Serien keine Freunde. Denn die sogenannten Spoiler genießen eher den Ruf, den Spaß zu mindern. Schlichtweg falsch – behauptet ein Professor der University of California und will diese Behauptung jetzt mit einer Studie belegt haben. Laut dieser Studie sollen Spoiler den Genuss an einer Geschichte sogar erhöhen.

Bereits im Mai 2016 wurde die Studie veröffentlicht, erhielt aber wenig Aufmerksamkeit. Der Psychologie-Professor Nicholas Christenfeld führte eine Reihe von Experimenten durch. Der Aufbau dieser Experimente gestaltete sich wie folgt:

Zwei verschiedenen Gruppen wurde die Aufgabe gestellt, die selbe Kurzgeschichte zu lesen und im Anschluss auf einer Skala von 1 bis 10 zu bewerten. Die erste Gruppe lies man ohne weitere Informationen auf den Text los. Der zweiten Gruppe wurde in einem Einführungsabsatz beiläufig das Ende der Geschichte verraten. Beispiel: "In diesem Klassiker, in dem eine Ehefrau ihren Mann mit einer gefrorenen Lammkeule erschlägt, wird..." Mit dieser Vorgehensweise wurden drei verschiedene Arten von Kurzgeschichten untersucht – Mystery-Geschichten, mehrere literarische Texte mit klarer Auflösung und Geschichten mit einem ironischen Twist am Ende, der die ganze vorangegangene Handlung in einem anderen Licht dastehen lässt. In allen drei Fällen wurden die Texte von der Gruppe als besser bewertet, der man das Ende vorweggenommen hatte.

Ein zweites Experiment sollte Christenfelds Beobachtung bestätigen. Wieder bildete er zwei Testgruppen und wieder wurde einer der Gruppen das Ende in einem kurzen Einführungsabsatz vorweggenommen. Diesmal sollten die Testpersonen aber nur bis zum Anfang des letzten Kapitels lesen, also bis zu einer Stelle, an der das Ende noch nicht deutlich ist. Auch in diesem Experiment wurden die Geschichten von der Gruppe besser bewertet, denen man die Enden vorweggenommen hatte.

Christenfelds Erklärung: Das Vorwissen des Endes trägt dazu bei, die Geschichte mehr wertzuschätzen und Aufmerksamkeit für Details zu haben. Als klassisches Beispiel führt der Psychologie-Professor Romeo und Julia ins Feld. Jeder weiß, dass beide Protagonisten am Ende sterben werden, und dennoch wird die Tragödie immer wieder gelesen und gesehen. Dabei mindert das Wissen um das Ende den Genuss aber nicht im Geringsten.

Laut Christenfeld erzeugt die Spannung vor dem Ende besonders eines – Ablenkung. Der Leser, Zuschauer oder Zuhörer verliert den Blick für das, was eine gute Geschichte neben dem guten Ende noch beinhaltet. So zum Beispiel die Charakterentwicklung, Metaphern oder auch Subtext. Für den Psychologie-Professor ist es damit so ähnlich wie beim Autofahren:

Wenn du den Highway 1 durch den Big Sur nimmst und die Straße wirklich gut kennst, hast du jetzt die Möglichkeit, dich umzuschauen, den Ausblick zu genießen, den Ottern beim Herumtollen in der Brandung zuzusehen.

Die Ergebnisse der Studie sind auch in einem Video zusammengefasst, das Ihr Euch unter diesem Artikel ansehen könnt.  

Do Spoilers Actually Ruin Stories?

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SPOILER immer mit Spoilertag: <spoiler>Vader ist Lukes Vater</spoiler>

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