Altered Carbon - Das Unsterblichkeitsprogramm: Kritik zur neuen Netflix-Serie

Viele Hundert Jahre in der Zukunft hat die Menschheit die körperliche Sterblichkeit überwunden. Mit Hilfe moderner Technologie ist man fähig, das Bewusstsein eines Menschen auf eine Disk zu laden, die wiederum in einen neuen Körper eingesetzt werden kann. Der Körper selbst ist daher nur noch eine Hülle, die sich nach Belieben wechseln lässt. Für die Mächtigen und Reichen bedeutet dies, dass man jederzeit in der Lage ist, sich in einen perfekten Körper oder einen Klon verpflanzen zu lassen. Der Otto-Normalverbraucher muss dagegen mit dem vorliebnehmen, was gerade da ist.

Im Falle von Verbrechern kann es passieren, dass die Disk mit dem Bewusstsein für Jahrhunderte weggesperrt wird. So auch bei Takeshi Kovacs (Joel Kinnaman). Der ehemalige Elitesoldat und spätere Terrorist findet sich nach 250 Jahren in der Aufbewahrung plötzlich in einem neuen Körper wieder. Diesen hat er dem wohlhabenden Laurens Bancroft (James Purefoy) zu verdanken. Bancroft erwartet von Kovacs allerdings eine Gegenleistung. Er soll für den reichen Mann einen Mord aufklären. Das Opfer ist Laurens Bancroft selbst.

Eine Welt mit Tiefe

Dass wir in einem Golden Zeitalter für TV-Serien leben, ist keine wirklich neue Erkenntnis. Altered Carbon macht allerdings noch einmal deutlich, wie weit wir in den vergangenen 20 Jahren gekommen sind. Selbst vor zehn Jahren dürfte eine erwachsene Sci-Fi-Serie in dieser Form praktisch auf keinem Sender realisierbar gewesen sein. Heute sieht die Sache durch Streaming-Anbieter wie Netflix anders aus.

Altered Carbon sieht man zu jeder Minute an, dass hier viel Geld für ein stimmiges Science-Fiction-Format in die Hand genommen wurde. Allein rein optisch ist die Serie schon einen Blick wert. Selbst wenn die Optik an Filme wie Blade Runner erinnert, ist die Umsetzung beachtenswert.

Auch das Setting spielt dabei eine wichtige Rolle. Die Charaktere bewegen sich in einer Welt mit Tiefe und Hintergrund. Immer wieder werden beispielsweise Hinweise oder Sätze fallen gelassen, die auf eine umfangreiche Historie hindeuten. Der Zuschauer muss dabei immer etwas puzzeln und die genannten Dinge in Relation zu den Informationen setzen, die man zuvor bekommen hat. Nicht nur dadurch wird Altered Carbon zu einer Serie, bei der man tatsächlich aufpassen muss. Wer nur nebenbei schaut, dürfte schnell den Faden verlieren.

Altered Carbon - Das Unsterblichkeitsprogramm

Gewalt und Sex

Altered Carbon nur auf seine Welt und die Optik zu reduzieren, tut der Serie allerdings Unrecht. Der Mix aus Sci-Fi, Cyberpunk, Film-Noir, Action und Erotik-Thriller bietet auf vielen Ebenen richtig gute Unterhaltung. Sehr gelungen sind beispielsweise die Actionszenen. Da man sich ganz klar an ein erwachsenes Publikum richtet, muss man in Hinblick auf die Gewalt keine Rücksicht nehmen, und so fließt in den insgesamt zehn Folgen einiges an Blut. Die Kämpfe werden dabei jedoch nie langweilig oder fad, weil die Macher auf Abwechslung achten. Von Faustkämpfen über Martial Arts bis hin zu Feuergefechten ist alles vertreten.

Auch bei der Darstellung von Nacktheit ist Altered Carbon kein Kind von Traurigkeit. In den meisten Fällen macht dies durchaus Sinn, da das Thema Sex in der Gesellschaft der Serie eine wichtige Rolle spielt und auch eng mit der Haupthandlung verwoben ist. Hin und wieder bekommt man aber das Gefühl, dass Nacktheit zum Selbstzweck genutzt wird, was durchaus an die frühen Staffeln von Game of Thrones erinnert. Dabei bleiben die Macher aber relativ gleichberechtigt.

Altered Carbon - Das Unsterblichkeitsprogramm

Gute Darsteller sind die halbe Miete

Ein weiterer Pluspunkt sind die Darsteller. Joel Kinnaman ist perfekt für die Rolle des ermittelnden Film-Noir-Detektivs besetzt. Dazu trägt auch seine Stimme bei, die als Erzähler die Geschehnisse immer wieder kommentiert. Kinnaman spielt aber nicht die einzige Version von Takeshi Kovacs. In Rückblicken schlüpft Will Yun Lee wiederholt in die Rolle des einstigen Elitesoldaten und zeigt dabei immer wieder spannende neue Facetten der Figur.

Martha Higareda als Kristin Ortega macht ihre Arbeit als weibliche Hauptdarstellerin ebenfalls sehr gut. Ortega wächst einem schnell als Herz, auch wenn die Figur nicht nur die Menschen in der Serie manchmal in den Wahnsinn treiben kann. Eine besondere Erwähnung gebührt zudem Chris Conner, der eine künstliche Intelligenz namens Poe spielt. Poe ist eine der faszinierendsten Figuren der Serie und sorgt zudem für einige wichtige leichtere Momente. Trotz der ernsten und erwachsenen Geschichte wird die Handlung so nie deprimierend oder zu düster.

Altered Carbon - Das Unsterblichkeitsprogramm

Der Schwachpunkt

Dass Altered Carbon am Ende trotz der vielen Pluspunkte nicht in die Annalen der Seriengeschichte eingehen wird, liegt leider an der Geschichte. Zugeben, die Handlung selbst ist nie langweilig und motiviert immer zum Weiterschauen. Man muss jedoch festhalten, dass der Plot teilweise stark gestreckt wirkt. Dies gipfelt unter anderem in einer Rückblicksepisode, in der man als Zuschauer noch einmal gesammelt viel von dem präsentiert bekommt, was man in den vorherigen Folgen in kleinen Ausschnitten gesehen hat. Dementsprechend hatte sich der aufmerksame Zuschauer die Hintergrundgeschichte von Takeshi Kovacs ohnehin schon zusammengereimt und braucht nicht noch einmal eine ganze Folge dazu. Wobei man festhalten muss, die Episode selbst sehr gut umgesetzt ist, sie bringt nur die Geschichte kaum voran.

Dieser Kritikpunkt gilt für einige Aspekte von Altered Carbon. Gerade zu Beginn tritt die Geschichte sehr stark auf der Stelle. Die Serie ist deshalb nicht langweilig, nur fehlt eben die Spannung, die einen richtig mitfiebern lässt. Auch die Auflösung fällt leider nicht so aus, dass sie einen vom Hocker hauen würde. So bewegt die Geschichte zwar immer auf einem unterhaltsamen Level, lange im Gedächtnis dürfte sie aber den wenigsten Zuschauern bleiben.

Fazit

Altered Carbon macht viele Dinge richtig und ist allein aufgrund der Optik schon eine Empfehlung wert. Aber auch die Darsteller, die Action und die dargestellte Welt sind Gründe dafür, dass man einen Blick wagen sollte. Dass die Geschichte leider nicht ganz mithalten kann, ist zu verschmerzen, zum Weiterschauen animiert sie allemal.

Altered Carbon – Das Unsterblichkeitsprogramm | Offizieller Trailer [HD] | Netflix

Altered Carbon - Das Unsterblichkeitsprogramm

Originaltitel: Altered Carbon (2018)
Erstaustrahlung am 02.02.2018
Darsteller: Joel Kinnaman (Takeshi Kovacs), James Purefoy (Laurens Bancroft), Martha Higareda (Kristin Ortega), Chris Conner (Edgar Poe), Dichen Lachman (Reileen Kawahara), Ato Essandoh (Vernon Elliot), Kristin Lehman (Miriam Bancroft), Trieu Tran (Mister Leung)
Produzenten: Laeta Kalogridis, Brian Nelson, James Middleton, David Ellison, Dana Goldberg, Marcy Ross
Staffeln: 1
Anzahl der Episoden: 10


Regeln für Kommentare:

1. Seid nett zueinander.
2. Bleibt beim Thema.
3. Herabwürdigende, verletzende oder respektlose Kommentare werden gelöscht.

SPOILER immer mit Spoilertag: <spoiler>Vader ist Lukes Vater</spoiler>

Beiträge von Spammern und Stänkerern werden gelöscht.

Nur angemeldete Benutzer können kommentieren.
Ein Konto zu erstellen ist einfach und unkompliziert. Hier geht's zur Anmeldung.