The Hateful 8: Kritik zum 8. Film von Quentin Tarantino

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Trotz Django Unchained hat Kultregisseur Quentin Tarantino noch nicht genug vom Western-Genre und widmet sich in seinem neusten Streifen erneut dem Wilden Westen. The Hateful 8 geht dabei jedoch in eine ganz andere Richtung als Django und erinnert in Teilen eher an ein Kammerspiel. Dies ist über weite Teile richtig unterhaltsam, auch wenn man zugeben muss, dass die Handlung keine vollen 167 Minuten rechtfertigt.

The Hateful 8 spielt einige Jahre nach dem amerikanischen Bürgerkrieg. Während eines aufziehenden Blizzards treffen in der Wildnis die beiden Kopfgeldjäger Marquis Warren und John Ruth aufeinander. Letztere führt die Gefangene Daisy Domergue mit sich, die er in der Stadt Red Rock dem Sherriff übergeben möchte. Nachdem sich im weiteren Verlauf auch Chris Mannix, der neue Sheriff von Red Rock zu der Gruppe gesellt, wird der Sturm immer schlimmer. Schließlich sind die vier gezwungen, in einer Herberge Unterschlupf zu suchen. Dort treffen sie auf Bob „The Mexican“, der die Herberge bewirtschaftet, den Henker Oswaldo Mobray, den Cowboy Joe Gage und den ehemaligen General Sanford Smithers. Während das Wetter draußen vor sich hin wütet, beschleicht John Ruth langsam das ungute Gefühl, dass einer der Herren nicht der ist, der er vorgibt zu sein, und im Geheimen plant, die Gefangene Daisy zu befreien.

Wer mit Tarantinos Filmen vertraut ist, der weiß, dass der Regisseur und Autor seine Charaktere sehr gern reden hört. Auch der mittlerweile achte Film von Quentin Tarantino macht in diesem Falle keine Ausnahmen. Man könnte sogar so weit gehen und sagen, dass er es dieses Mal beinah auf die Spitze treibt. Ein wenig wirkt The Hateful 8, als hätte man die Bar-Szene aus Inglourious Basterds genommen und auf einen ganzen Film ausgedehnt. Hinzu kommt, dass die Handlung mit der Kutsche und der Hütte nur an zwei Orten spielt. Vor dem Hintergrund fragt man sich auch, warum Tarantino den Film unbedingt auf 70 mm drehen musste. Zwar gibt es auch die eine oder andere hübsche Landschaftsaufnahme in Wyoming, als prädestiniert für 70 mm dürfte The Hateful 8 trotzdem nicht gelten.

Samuel L Jackson Hateful Eight© The Weinstein Company

Stattdessen merkt man dem Film deutlich an, dass Tarantino vermutlich schon beim Schreiben mit dem Gedanken gespielt hat, die Geschichte auch ins Theater zu bringen. Der gesamte Film hat das Gefühl eines Kammerspiels, das vor allem im zweiten und vierten Viertel seine intensivsten Momente hat. Zu Beginn und auch im vorletzten Kapitel fehlt The Hateful 8 allerdings immer wieder etwas an Tempo. Letztendlich ist die gesamte Geschichte zudem wie schon erwähnt vergleichsweise dünn und hätte vermutlich auch in 120 Minuten gepasst.

Dass der Film selbst trotz der dünnen Handlung über die gesamte Spieldauer nicht langweilig wird, hat er vor allem seinem tollen Darstellern zu verdanken. Samuel L. Jackson und Kurt Russell dürfen mal wieder zeigen, was sie wirklich drauf haben und erscheinen in Hochform. Den beiden mindestens ebenbürtig sind Jennifer Jason Leigh und Walton Goggins. Leigh spielt die Domergue so wunderschön hassenswert, dass es die Oscar-Nominerung eigentlich keine Überraschung ist. Und auch Goggins muss sich vor den größeren Namen im Ensemble nicht verstecken und hat einige tolle Szenen. Tim Roth spielt ebenfalls sehr solide, wobei man merkt, dass Tarantino mit großer Wahrscheinlichkeit Christoph Waltz für die Rolle im Auge hatte. Ein wenig wirkt es, als würde man Roth dabei zuschauen, wie er eine Waltz-Figur spielt. Michael Madsen, Demián Bichir und Bruce Dern fallen im Vergleich etwas ab, bekommen im Drehbuch aber auch nicht wirklich die Möglichkeit zu glänzen. Dasselbe gilt auch für den spät-auftauchenden Gaststar.

Tom Roth Kurt Russell The Hateful Eight© The Weinstein Company

Fazit
The Hateful 8 ist bei weitem nicht Tarantinos bester Film und trotzdem dürften gerade Fans des Regisseurs auf ihre Kosten kommen. Trotz vergleichsweise dünner Handlung und aufgrund der tollen Darsteller sind 167 Minuten unterhaltsam geraten und nicht nur für Westernfreunde eine Empfehlung. Wer mit der Art von Tarantino allerdings bisher nicht viel anfangen konnte, den dürfte auch The Hateful 8 nicht überzeugen können.

Originaltitel:
The Hateful Eight
Kinostart:
28.01.16
Laufzeit:
176 min
Regie:
Quentin Tarantino
Drehbuch:
Quentin Tarantino
Darsteller:
Samuel L. Jackson, Kurt Russell, Jennifer Jason Leigh, Walton Goggins, Demián Bichir, Tim Roth, Michael Madsen, Bruce Dern
Ein Schneesturm, eine Holzhütte und acht windige Gestalten bilden die Grundlage für den neuen Western von Quentin Tarantino. Das neuste Werk des Kult-Regisseurs wurde vollkommen auf 70-Millimeter-Film gedreht und kann wieder einmal mit einem tollen Cast aufwarten.

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