Kolumne: Wie hat man eigentlich Filme zu bewerten?

Je mehr Filme man in seinem Leben schaut, desto genauer lernt man, was man an Filmen mag und was nicht. Natürlich wird auch das Spektrum zwischen gut und schlecht immer größer. Laut meinem Profil auf moviepilot habe ich mittlerweile die 1500er-Marke hinter mir gelassen, und daher kann ich wohl ruhigen Gewissens behaupten, mich etwas mit Filmen auszukennen.

Schaut man sich die von mir bewerteten Filme aber mal an, dann wird man schnell feststellen, dass mehr als 400 Filme von mir eine Wertung von 8 oder besser bekommen haben, knapp ein Viertel also. Das kann man noch irgendwie mit Statistik erklären. Wenn man jedoch die Skala weiter herunter geht, dann kommt man irgendwann bei 5 an und wird sehen, dass dort eine Zahl steht, die weit über 1000 ist. Der Einfachheit halber runde ich Zahlen jetzt einfach mal: Von 1500 Filmen habe ich lediglich 200 mit weniger als 5/10 Punkten bewertet. Damit kommen wir zu folgender Beobachtung: Es liegen also nur in etwa ein Achtel der gesehenen Filme in der unteren Hälfte des Bewertungsspektrums.

Da stellt man sich natürlich die Frage, woran das wohl liegen mag.

Ich bin dabei zu folgenden Schlüssen gekommen: Zunächst schaue ich mir natürlich viel mehr Filme an, die mich interessieren und mir daher potenziell auch gefallen werden, als solche, an denen ich ohnehin kein Interesse habe. Ich glaube, die letzte richtige Enttäuschung im Kino habe ich bei den Minions erlebt. Danach war ich aber bereits über 40 Mal wieder dort und habe mir etliche Filme angeschaut, die mir (besser) gefallen haben. Natürlich kratzen die nicht immer gleich am Thron des Lieblingsfilms, aber das müssen sie ja auch gar nicht. Solange ich mich beim Verlassen des Kinos nicht ärgere, den Film gesehen zu haben, reicht mir das, um das Ticket zu rechtfertigen. (Wenn ich die Wahl habe, einen Film im Kino zu gucken, dann immer im Kino! Dazu aber vielleicht an anderer Stelle mal mehr.)

Neben der Tatsache, dass ich tendenziell lieber Filme schaue, die mir gefallen könnten, fällt es mir auch super schwer, in einem 10er-System zu bewerten. Ganz zu schweigen von halben Punkten. Ich glaube, niemand kann wirklich den Unterschied einer 6 und einer 6.5 argumentieren.

Mein eigentliches Problem ist an dieser Stelle, dass ich kaum in der Lage bin, im Spektrum von 0-4 Punkten zu unterscheiden. Das liegt aber wahrscheinlich daran, dass ich einfach nicht genug Filme gesehen habe, die ich schlecht genug fand, um differenzieren zu können, wie wenig sie mir gefallen. Um dies ein wenig auszubauen, versuche ich seit einiger Zeit, einfach nach dem klassischen 5-Punkte-System zu bewerten und dann zu interpolieren. Aus kosmetischen Gründen fällt es mir nämlich leichter, 2/5 zu geben als 4/10.

So viel erstmal zu den Dingen, die mich so beschäftigen, wenn ich nachts nicht schlafen kann. Kommen wir aber nun zum eigentlichen Thema: Was hat man denn jetzt eigentlich wie zu werten, wenn man sich einen Film angeschaut hat?

Das Wichtigste zuerst: Jeder Film ist anders und sollte daher auch individuelle Bewertungskriterien haben! Wenn man alle Filme dieser Welt nach Story, Schnitt und Ton bewertet, dann wird man sehr schnell ein sehr verzerrtes Bild haben. Natürlich braucht man irgendwo einen gemeinsamen Nenner, wenn man etwas vergleichen will. Dennoch bin ich der Auffassung, dass man jeden Film als einzelnen betrachten sollte und in Summe eben das bewertet, was einem gut gefallen hat oder eben nicht. Filme sind halt einfach keine Waschmaschinen, die alle an denselben Kriterien gemessen werden können.

Es macht keinen Sinn, Filme wie No Country for Old Men oder Funny Games nach ihrem Soundtrack zu bewerten, da dieser praktisch nicht existiert. Ebenso wäre bei einem Birdman die Frage, wie der (fehlende) Schnitt zu werten sei. Auf der anderen Seite ist die komplette Abwesenheit eines Stilmittels natürlich auch schon wieder ein Sonderfall, der von jedem Zuschauer anders interpretiert wird.

Deswegen sollte man meiner Meinung nach auch gar nicht erst versuchen, objektiv zu werten und sich statt dessen viel mehr darauf konzentrieren, seine Wertung zu untermauern und seinem Gegenüber klar machen, warum man denn jetzt eine Szene toll fand oder eben nicht. Eine Zahl steht am Ende immer für sich allein und sagt so gut wie nichts darüber aus, ob man die Meinung vielleicht teilt oder nicht, da ja jeder auf andere Sachen achtet, wenn er Filme guckt. Ich versuche daher seit ein paar Jahren immer noch, einen kurzen Kommentar zu meiner Wertung zu formulieren, in dem aus 1-2 Sätzen herausgeht, was ich mochte oder eben nicht.

Besonders bei Filmen wie Sharknado finde ich es immer schwer zu verstehen, wenn ich den Film mit Leuten geschaut habe, die sich die meiste Zeit total beömmeln, dann aber sagen, dass der Film ja total schlecht gewesen sei. Natürlich ist ein Film mit einem Tornado voller Haien nicht der nächste Citizen Kane, aber wenn man sich mal einen Schritt weit von der Objektivität entfernt, dann merkt man vielleicht, dass man gerade knapp 90 Minuten lang Spaß hatte. Der Casus Cnacksus ist für mich an dieser Stelle einfach, dass unterhaltsam nicht immer gut ist und umgekehrt.

Generell finde ich eine Wertung in Form von "Also ICH würde [Filmtitel] (nicht) empfehlen, weil..." ganz brauchbar. Da kann man immer noch selbst abschätzen, ob man die Ansichten teilt oder nicht. Wie gut einem der Film am Ende gefällt, ist ohnehin tagesformabhängig. Da ist heute vielleicht nur noch eine 8, was gestern noch eine 9 gewesen ist.

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