Point of Light - Kritik zu Star Trek: Discovery 2.03

Zugegeben, überraschend ist Star Trek: Discovery gerade jede Woche. Nach dem vielversprechenden Auftakt mit frischem Wind und einer neuen Mission sowie einer sehr vertraut anfühlenden zweiten Episode hat man ja schon fast hoffen können, dass man die eher verquere erste Staffel wirklich hinter sich gelassen hat. Aber nein, mit Episode 2.03 ist sie in voller Lautstärke zurück. Und mit ihr die Dunkelheit. Sowohl inhaltlich als auch visuell. Der titelgebende “Point of Light” ist nicht so recht ersichtlich.

Die Rückkehr der nuschelnden Klingonen

Schon beim Auftauchen der ersten offiziellen Bilder zur neuen Episode befürchtete ich nichts Gutes. Und es kam noch schlimmer. Es reicht nicht, dass die Klingonen mit ihren immer noch miserablen Mundstücken zurück sind. Autor Andrew Colville und Regisseur Olatunde Osunsanmi versuchen auch noch den Plot von mindestens zwei Staffeln Game of Thrones in eine halbe Folge zu bekommen.

Um aufzugreifen, dass ich in der Kritik zu Episode 2.01 Sareks Haus auf Vulcan “Future Bruchtal” nannte, so kommt das Klingonen-Hauptquartier jetzt wie ein Bruchtal daher, das die Uruk-hai übernommen haben. Sie sprechen auch ähnlich.

L’Rell ist nun also Kanzlerin der Klingonen und hat - wenig überraschend - einen eher schlechten Stand. Allerlei Oberhäupter anderer Clans möchten ihr ans Leder oder sie zumindest stürzen (was bei Klingonen scheinbar aber meist aufs Gleiche hinausläuft). Soweit, so nachvollziehbar. Dass TylerVoq, der ja eigentlich nach dem “Exorzismus” von L’Rell an ihm auf der Discovery weder Voq noch Tyler ist, dennoch weiterhin klingonisch spricht, super kämpfen kann, alles über die Klingonen weiß und als ihr Geliebter, Fackelträger, Leibwächter und Berater an der Seite steht, ist gelinde gesagt unverständlich.

Nicht genug, es taucht auch noch ein gemeinsames Baby auf. L’Rell war noch kurz vor der Umwandlung von Voq in Tyler von ihm schwanger geworden, konnte das Kind aber bislang auch noch nicht so recht annehmen. Tyler hat jedoch gleich große Vatergefühle, was L’Rell auch spontan zur liebenden Mutter macht. So einfach ist das. Allerdings gefährdet die Anwesenheit von Tyler mit seiner Verbindung zur Föderation (er und Burnham haben ab und an Skype-Dates) und erst recht das Kind den Frieden innerhalb der Klingonen und somit auch den wackeligen Waffenstillstand zwischen Empire und Föderation. Das kann man so nicht sitzen lassen.

Wir planen übrigens eine Spin-off-Serie. Guckt mal!

Auftritt Dark Georgiou, die eine neue Position gefunden hat: Die Herrscherin des Spiegeluniversums gilt offiziell weiter als ehemalige Captain Georgiou und ist nun Sicherheitsberaterin der Föderation. In anderen Worten: Mitglied der Sektion 31. Mit jeder Menge tollem Spielzeug und weitreichenden Befugnissen.

Stellt sich raus: Die Föderation hat anscheinend jetzt auch die Kontrolle über die Klingonen. Zumindest solange L’Rell an der Macht bleibt. Um dies zu sichern, überzeugt Georgiou L’Rell mit deutlichen Worten davon, ihr sowohl Tyler als auch das Kind zu übergeben. Ich weiß nicht, ob erwartet wurde, dass irgendein Zuschauer auch nur für eine Sekunde annimmt, dass die beiden tatsächlich getötet wurden. Zum Glück zieht man das aber immerhin nicht unnötig in die Länge. Tyler ist an Bord eines Schiffes der Sektion 31, das Baby wird ganz altmodisch ins Kloster geschickt. Kommt es eigentlich hin, dass dies der Albino wird, der bei Deep Space Nine eine Rolle spielt? War es das jetzt endlich für lange Zeit mit den Klingonen? Der lange Ausflug war doch für die Serie vermutlich so nötig wie Fußpilz.

Und das Interesse an Sektion 31 lässt diese Einführung mit der Holzhammermethode eher sinken. Auch wenn die Optik der Brücke irgendwie an The Expanse erinnert, aber das kann ja nicht das Positivste an einem Trek-Spin-off sein. So sehr ich es mir für den Darsteller Shazad Latif wünsche, dass er Arbeit hat, aber so einen Tyler muss man ja nun echt nicht weiterschleppen. Zumindest Georgiou und Crew wird man noch einige Male in der Staffel zu Gesicht bekommen. Neuzugang Alan Van Sprang (Shadowhunters) hatte am Ende als Leland seinen ersten Auftritt und ist noch für mehrere weitere Episoden gelistet.

Der Exorzismus von Sylvia Tilly

Auch auf der Discovery geht es heiß her. Das Rätsel rund um Spock wird immer düsterer. Noch nicht einmal seine Mutter oder der Captain erhalten irgendwelche Informationen und schon gar keinen Zugang. Stellt sich raus: Spock soll drei seiner Ärzte getötet haben und auf der Flucht sein. Jedoch kommt nicht nur dieses Verhalten, sondern auch das Vorgehen der Föderation allen äußerst untypisch vor. Da steckt also mehr dahinter.

Spocks Mutter und Burnhams Ziehmutter Amanda hat allerdings die medizinischen Daten ihres Sohnes entwendet und bittet nun Burnham um Hilfe. All zu viel Informationen erhält man nicht, abgesehen davon, dass Spock empathisch unterentwickelt und gestört sei. Das alleine sollte ja nun niemanden überraschen. Amanda gibt auch zu, dass sie auf Weisung von Sarek Spock nie viel mütterliche Liebe hat spüren lassen. Burnham allerdings schon. Und auch Burnham beichtet, dass sie die Bindung zu Spock zu seinem Schutze drastisch gebrochen habe. Wenn man nicht wüßte, wie es mit Spock weitergeht: Willkommen beim neuen Spin-off “Star Trek: Making a Murderer”.

Auch für Tilly und ihrer scheinbaren Wahnvorstellung geht es schnell voran. Neben der an sich netten Darstellung des aktiven Nachwuchsförderprogramms und der freundschaftlichen Verbindung von Burnham und Tilly wird endlich eine Vermutung bestätigt: Der kleine grüne Sporen, der beim Sprung zurück aus dem Spiegeluniversum auf Tillys Schulter landete, hatte tatsächlich eine Bedeutung. In ihr ist ein kleines Sporennetz gewachsen, das durch Stamets mit Hilfe des Asteroiden-Bruchstückes auf visuell beeindruckende Art extrahiert werden konnte. Ein wenig Ghostbusters trifft The Exorcist.

Tillys Erscheinung war keine Wahnvorstellung, sondern ein denkendes, außerirdisches Wesen, das sich dringend mitteilen wollte. Und nun isoliert im Sporenlabor äußerst sauer rumschwebt. Leider bekam das aber sehr wenig Aufmerksamkeit und wurde so eher gehetzt. Natürlich deutet alles darauf hin, dass dieser Strang noch weitergeht, aber dennoch wäre dies alleine doch ausreichend für eine nette, hübsche, in sich runde Folge gewesen. Ohne Klingonen. Ohne dunkle vulkanische Geheimnisse.

Fazit

Dafür, dass ich unmittelbar nach dem Sehen der Episode als Kritik ein einfaches “Was für eine gequirlte Scheiße” nebst einem augenrollenden Emoji bringen wollte, ist ja doch etwas Text entstanden.

Die Folge hat mich genervt. Es bringt all das Schlechte der ersten Staffel in komprimierter Form wieder. Es reicht. Die beiden Vorgängerepisoden zeigten doch, dass es besser geht.

Star Trek: Discovery

Originaltitel: Star Trek: Discovery
Erstaustrahlung 24. September 2017 bei CBS All Access / 25. September 2017 bei Netflix
Darsteller: Sonequa Martin-Green (Michael Burnham), Jason Isaacs (Captain Gabriel Lorca), Michelle Yeoh (Captain Georgiou), Doug Jones (Lt. Saru), Anthony Rapp (Lt. Stamets), Shazad Latif (Lt. Tyler), Maulik Pancholy (Dr. Nambue), Chris Obi (T’Kuvma), Shazad Latif (Kol), Mary Chieffo (L’Rell), Rekha Sharma (Commander Landry), Rainn Wilson (Harry Mudd), James Frain (Sarek)
Produzenten: Gretchen Berg & Aaron Harberts, Alex Kurtzman, Eugene Roddenberry, Trevor Roth, Kirsten Beyer
Entwickelt von: Bryan Fuller & Alex Kurtzman
Staffeln: 4+
Anzahl der Episoden: 42+


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