Robots & Dragons: Die Enttäuschungen der Redaktion 2021

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Red Notice Dwayne Johnson Gal Gadot Ryan Reynolds

Nachdem wir gestern auf unsere Highlights des vergangenen Jahres geschaut haben, sind heute die Enttäuschungen an der Reihe. Auch 2021 gab es wieder einige Dinge, die uns leider enttäuscht zurückgelassen haben.

Florian Rinke

So richtig enttäuschend war dieses Jahr die Tatsache, dass ich es so selten ins Kino geschafft habe, nachdem sie wieder geöffnet hatten. Und die Filme, die ich auf einer großen Leinwand gesehen habe, gehören weder zu den Highlights noch zu den Enttäuschungen des Jahres. So war ich von der neuen Dune-Adaption weder besonders begeistert, noch fand ich Villeneuves Version misslungen. Auch der James Bond: Keine Zeit zu sterben war keine Enttäuschung, da ich sowie nicht viel erwartet habe. Die gelungenen Actionszenen konnten den Film zudem über die zum Teil unbefriedigende Handlung hinweg retten.

Absolut missfallen hat mit Army of Thieves. Nach Hälfte war mir meine Zeit zu schade und ich habe den Zombie-Heist-Movie abgebrochen. Netflix scheint sich darauf spezialisieren zu wollen, vollkommen sinnlose Actionfilme zu produzieren, in die sie viel Geld stecken und die dann trotzdem billig aussehen. Ein weiteres Beispiel aus der Kategorie wäre Red Notice. Aber sicher gibt es auch Leute, die sich nach einem harten Arbeitstag dabei gut entspannen können und froh sind, nicht mehr groß denken zu müssen.

Ansonsten gab es dieses Jahr, wie bei den Kinofilmen, viele Serien (zum Beispiel Cowboy Bebop, Sweet Home) die nicht schlecht gemacht waren, mich aber nicht wirklich überzeugen konnten. Letztlich enttäuscht war ich von der zweiten Staffel Locke & Key, der es nicht gelungen ist, die Originalität und die Spannung der ersten Folgen aufrecht zu halten. Auch The Witcher ist in der 2. Staffel noch nicht wirklich durchgestartet, wie man es sich nach der noch ausbaufähigen ersten Staffel gewünscht hätte.

Johannes Hahn

Nein, das musste ich mir beim Verfassen der folgenden Zeilen immer sagen, nein, du wirst nicht darüber schreiben, wie sehr dich diese Pandemie-Situation nervt und belastet, du wirst nicht schreiben, wie ärgerlich es ist, dass dieser Blödsinn nur deshalb weitergeht, weil rund ein Viertel der Bevölkerung grundlegendes solidarisches Verhalten ablehnt. Das hast du im Grunde schon letztes Jahr getan und dass du es dieses Jahr wieder tun würdest, das sagte ich mir beim Tippen, wäre ja nur ein Testament für den Stillstand in dieser sprichwörtlich katastrophalen Situation.

Stattdessen kann ich feststellen, dass mich 2021 in vielen Belangen nicht wirklich enttäuscht hat - aber dazu muss ich auch gestehen, dass meine Erwartungen mittlerweile ziemlich niedrig sind.

So auch bei Cowboy Bebop, der Realfilm-Version der Anime-Serie aus dem Jahr 1998 (ich bin alt!). Netflix Interpretation des Animes hat mich gespalten: Zum einen gehört sie mit zu den positiven Erfahrungen aus dem Jahr 2021 (siehe Highlights). Zum anderen aber begeht sie einfach viele Fehler, die nicht unbedingt hätten sein müssen - vor allem in ein paar Charakteren und der Story. Was als eine eher klassische Fernsehserie mit nur einem losen, staffelübergreifenden Plot, begann, schwenkte gegen Ende erneut in Richtung des dramatischen Finales. Nichts gegen Dramatik - auch der Anime hatte einen Shodown am Ende - aber mittlerweile schmecken viele Serien eher nach trister Tragödie und fader Vorhersehbarkeit anstatt nach saftiger Umami-Unterhaltung (Verzeihung für die schiefe Metapher). Cowboy Bebop zeigte über lange Strecken der Staffel, dass es um Spaß und gute Unterhaltung ging, weniger um eine große, epische, dramatische Geschichte. Am Ende half dies aber wenig und die Serie verlor sich im Staffelfinalen-Einheitsbrei. Schade.

Mein Podcast-Kollege Max und ich haben dieses Jahr in unseren Mehr-Spieler-Folgen mehrmals darauf hingewiesen, wie lange wir das schon zusammen machen (es werden 10 Jahre! Wir sind alt!). Dieses Jahr haben wir auch und schon wieder festgestellt, dass wir dazu neigen, uns zu wiederholen, was unsere Kritik an der Videospielindustrie angeht: Profite stehen vor Mut und Innovation, es geht oft nur darum, Geld mit altem Wein in neuen Schläuchen zu machen (Stichwort Remakes und Remaster), Zynismus regiert vor Menschlichkeit, sowohl im Umgang mit Kundinnen und Kunden, als auch mit den eigenen Mitarbeitenden.
Wenn diese grundlegende Enttäuschung auch noch mit einem unterdurchschnittlich guten Spielejahr gepaart ist, stellt sich auch Max und mir die Frage: Warum machen wir den Scheiß noch mit? Warum ergehen wir uns nicht völlig im Pixelbad der Indie-Spiele und kehren dem Industrie-Aspekt unseres Hobbys den Rücken? Weil das eben nicht so einfach geht, denn sowohl Indie-Titel als auch AAA-Spiele befruchten sich gegenseitig, beeinflussen sich und können ohne einander nicht existieren. So wie Max und ich. Zumindest war das keine Enttäuschung dieses Jahr.

Anne Jerratsch

Vielleicht ist es die langsam einsetzende Altersmilde, aber so richtige Enttäuschungen konnte ich 2021 kaum auflisten - wahrscheinlich, weil ich nach der monatelangen Kinoschließung so filmdurstig war, dass ich so gut wie jeder Möglichkeit nutzte, um mir Werke fast jeder Art anzusehen (von denen der Großteil kaum ins Robots & Dragons-Universum passt, und daher hier keine Erwähnung findet). Öfter stellte ich aber auch fest, dass ich eher so mittelmäßig begeistert bei der Sache war.

So stellte sich mir beispielsweise Dune eher als der völlig zu Recht lang erwartete Epos dar, dem ich in Teil zwei wohl hoffentlich auch inhaltlich folgen können werde. Nun gut, Dune ist aber eben auch ein riesiges Nerdfest, und ich kenne die Bücher nicht. Okay. Dann überlasse ich euch den Rest.

Auch David Lowerys The Green Knight konnte mich optisch extrem begeistern, inhaltlich schwebte den ganzen Film lang aber ein riesiges imaginäres Fragezeichen über meine Kopf: Was möchte mir der Film sagen? Dass König sein um 1400 ein harter Job ist? Dass man sich nicht mit magischen Rittern anlegt? Nun ist es leider meist so, dass sich unsere Seh- und Erzählgewohnheiten über die Jahrhunderte verändert haben. Auch bieten Sagengeschichten mit epischen Motiven aus alten Zeiten selten neuen und überraschenden Kinoerzählstoff, es seindenn, man modernisiert ihn ein wenig. Allerdings hätte es mich auch sehr überrascht, wenn The Green Knight sich plötzlich zum Kassenschlager mausert. (Insofern habe ich hier eine heimliche Empfehlung hineingeschmughelt, ha!)

Ein wenig Augenrollen (mehr aber auch nicht) erntete bei mir noch Ich bin dein Mensch von Maria Schrader. Der Film, der sich als Liebeskomödie im Scifi-Kleid ausgibt, erzählt die nicht an Klischees arme Geschichte einer überarbeiteten Singlefrau, die einen auf ihre Bedürfnisse zu perfekt zugeschnittenen Androiden-Mann testen soll. Testen, weil die Robo-Männer demnächst in Serie gehen sollen, um den Date-Markt zu revolutionieren (ja, mit allen Funktionen, die Frage kommt im Film schnell auf und wird ebenso schnell beantwortet).

Wenig überraschend läuft alles ganz furchtbar schief und es gibt ein paar leicht unangenehme Situationen, bis die Protagonisten die Grenze zwischen Mensch und Maschine sprengen wollen. Ich bin dein Mensch ist kein echter Flop, kann sich aber kaum zwischen Scifi-Beobachtung und deutscher augenzwinkernder Komödie (ja, das war eine Wertung) entscheiden, so dass man so gut wie jede Wendung und praktisch jeden Gag Minuten vorher voraussagen kann. Hauptsächlich der unbestreitbaren Chemie der beiden Hauptfiguren ist es zu verdanken, dass man dabei bleibt. Die Regie hätte hier aber gern ein paar unkonventionellere Erzählwege einschlagen können, selbst wenn das bedeutet, dass man dem Film später nicht im ZDF Herzkino zeigen kann.

Katrin Hemmerling

Dwayne Johnson. Gal Gadot. Ryan Reynolds. Und alle in nur einem Film! Da kann doch eigentlich nicht viel schiefgehen. Oder? Nun, Red Notice ist kein Totalausfall, vielleicht hatte ich an den Film aufgrund des Casts auch einfach nur zu hohe Erwartungen. Aber der Funke wollte letztendlich nicht komplett überspringen. Was Humor betrifft, habe ich von Johnson und Reynolds wesentlich bessere Filme gesehen. Was Action betrifft, erst recht. Dazu ein stetes Hin und Her in den Allianzen - nee, das war wohl nix. Red Notice hätte es gut getan, weniger überladen zu sein.

Zwei Anläufe habe ich Squid Game gegeben. Einmal, als der Netflix-Algorithmus direkt zum Starttermin der Ansicht war, dass die Serie was für mich wäre. Und dann, als alle Welt Squid Game hypte und feierte, was das Zeug hielt. Es mag sein, dass ich keinen Zugang zu dem Stoff gefunden habe, weil mir das Overacting von Lee Jung-jae so auf den Zeiger ging, sodass bei Versuch 1 nach einer Folge Schluss für mich war. Als man mir erklärte, dass dies vermutlich daran liegt, dass ich wenig asiatische Serien und Filme konsumiere, habe ich der Serie besagte zweite Chance gegeben. Aber auch da hat sich mir erschlossen, was so innovativ daran sein soll. Da gucke ich mir lieber Cube an.

Und abschließend: Die Zeit, die ich in der Pressevorführung zu Reminiscence: Die Erinnerung stirbt nie verbracht habe, hätte ich auch anders nutzen können. Optisch zwar nach wie vor keine Enttäuschung, aber sonst ... naja. Ich habe mich ja bereits ausführlich darüber geäußert, warum der Film für mich nicht funktioniert hat ...

Hannes Könitzer

Eine der größten Enttäuschungen war für mich in diesem Jahr James Bond: Keine Zeit zu sterben. Nachdem Spectre schon deutlich unter den Erwartungen geblieben war, hatte ich die Hoffnung, dass der letzte Auftritt von Daniel Craig als 007 noch einmal an Casino Royal oder Skyfall heranreichen würden. Leider wurde diese Hoffnung komplett enttäuscht. Ist die erst Hälfte noch ganz unterhaltsam geraten, fällt der Film im zweiten Teil komplett auseinander. Alles rund um Safin will so gar nicht funktionieren und macht Keine Zeit zu sterben am Ende zu einer riesigen Enttäuschung.

Auch Wonder Woman 1984 fällt klar in die Enttäuschungskategorie. Nachdem der erste Film noch zu unterhalten wusste, macht Regisseurin Patty Jenkins in der Fortsetzung irgendwie alles falsch, was man falsch machen kann. Vom Plot über die schwachen Figuren bis hin zu der Tatsache, dass man in Schlüsselszenen Musikstücke aus anderen Filmen recycelt: In Wonder Woman 1984 läuft leider alles schief.

Gleiches kann man eigentlich für gleich mehrere teuren Filmgenreproduktionen sagen, die in diesem Jahr bei Netflix und Amazon erschienen sind und die generell ein schlechtes Licht auf die Blockbusterproduktion bei Streaming-Diensten werfen. Sowohl Infinite als auch The Tomorrow War sind Totalausfälle, wobei sich Amazon zumindest noch damit herausreden kann, dass es sich nur um eingekaufte Filme handelt. Bei Red Notice auf Netflix sieht das schon anders aus.

Zugegeben, den Film kann man schon irgendwie schauen, er ist aber gleichzeitig auch ein Sinnbild dafür, was bei Blockbustern aktuell so alles falsch läuft. Die Darsteller spielen dieselben Figuren, die sie immer spielen, der Plot ist generisch und die Action komplett austauschbar. Vor allem vor dem Hintergrund, dass Red Notice 200 Millionen Dollar gekostet haben soll, fragt man sich, warum niemand bei dem Projekt anscheinend Lust hatte, einfach etwas zu produzieren, dass auch irgendwie gut. Letztendlich unterscheidet sich der Film qualitativ auch nicht groß von den ganzen 08/15-Produkionen, durch die Bruce Willis in den letzten Jahren rennt, nur dass das Preisschild deutlich größer ist.

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