Joss Whedon über die Anschuldigungen von Charisma Carpenter & Ray Fisher

Nach monatelangem Schweigen hinsichtlich der gegen ihn erhobenen Anschuldigungen hat Joss Whedon sich über die Aussagen von Ray Fisher, Charisma Carpenter und auch Gal Gadot geäußert. Die Journalistin Lila Shapiro hat mehrere Gespräche mit Whedon geführt und via Vultura einen langen Bericht über die Gespräche veröffentlicht.

Bevor Shapiro sich mit Whedon selbst traf, hatte sich Gespräche mit mehreren Personen geführt, die beruflich mit dem Regisseur zu tun hatten. Sie beleuchtet den Werdegang von Whedon und fokussiert sich anfangs insbesondere auf seine Arbeit an Buffy und Angel. Hier bezieht sich Shapiro auch auf den Aspekt, dass es am Set die Regel gegeben hätte, Michelle Trachtenberg, die als Buffy kleine Schwester Dawn zu sehen war, nicht allein in einem Raum mit Whedon zu lassen.

Whedon selbst erklärte nun, er hätte keine Ahnung, worüber Trachtenberg spreche. Trachtenberg selbst wollte sich nicht weiter dazu äußern. Eine Person, die jedoch eng mit der Schauspielerin bei Buffy zusammengearbeitet hat, habe Shapiro jedoch erzählt, dass es diese inoffizielle Regel gegeben hätte, es aber möglich sei, dass Whedon darüber nichts gewusst hätte. Auslöser sei ein Vorfall bei den Arbeiten an Staffel 7 gewesen, als die damals 16-jährige Trachtenberg zu einem Einzelgespräch mit Whedon gerufen wurde. Was hinter geschlossenen Türen passierte, wusste die entsprechende Person nicht, jedoch erinnerte sie sich daran, dass Trachtenberg "aufgewühlt" gewesen sei.

In Sachen Carpenter wäre die Sache weniger undurchsichtig. Carpenter litt nach eigenen Angaben unter extremen Angstzuständen und hatte Mühe, sich ihrer Markierungen am Set und ihren Text zu merken. Whedon, der von wortgetreuen Dialogen besessen sei, wäre hier nicht immer geduldig gewesen sein. Der Regisseur erklärt hierzu:

"Ich habe geschrien, und manchmal musste man auch schreien. Das war eine sehr junge Besetzung, und es war leicht, dass sich alles in eine Cocktailparty verwandelte."

Allerdings würde er niemals jemanden absichtlich demütigen. Er bedauere jedoch auch, wie er mit Carpenter gesprochen hätte:

"Ich war nicht sehr höflich. [...] Die meisten meiner Erfahrungen mit Charisma waren reizvoll und charmant. Manchmal hatte sie Probleme mit ihrem Text, aber niemand konnte eine Pointe besser treffen als sie."

Hinsichtlich Justice League habe man Whedon anfangs für Drehbuch- und Beratungsaufgaben herangezogen, erklärt der Regisseur. Es sei ihm aber klar geworden, dass die Verantwortlichen bei Warner Bros. das Vertrauen in Snyders Vision verloren hatten und ihm die volle Kontrolle überlassen wollten. Ein Sprecher von Warner Bros. dementiert diese Aussage in dem Bericht und beruft sich auf die offizielle Aussage, dass Synder das Projekt aufgrund des Todes seiner Tochter verlassen hätte

Als Whedon dann für die Inszenierung verantwortlich zeichnete, standen 40 Tage Nachdrehs an. Das Verhältnis zwischen ihm und dem Ensemble sei von Beginn an angespannt gewesen. Im Gegensatz zu Snyder, der seinen Cast zur Improvisation und Dialogen aus dem Stegreif ermutigte, erwartete Whedon, dass man sich an den vorgeschriebenen Text halte. Gal Gadot gab ihm zu verstehen, dass er, der Regisseur des damals umsatzstärksten Superheldenfilms, nicht verstanden habe, wie Superheldenfilme funktionieren. Whedon unterbrach an einem Punkt die Dreharbeiten, um mitzuteilen, dass er noch nie mit einer "unhöflicheren Gruppe von Leuten" zusammengearbeitet hätte. Die Darstellenden seien daraufhin verstummt.

Für Ray Fisher war Cyborg die erste große Rolle. Snyder habe seine Figur - den ersten schwarzen Superhelden in einem DC-Film - in den Mittelpunkt des Films gestellt und Fisher wie einen Schreibpartner behandelt, indem er ihn um seine Meinung zu den Darstellungen von People of Color im Film bat. Whedon hingegen strich Szenen mit Cyborg. Als Fisher in einem Telefongespräch seine Bedenken über die Überarbeitungen äußerte, unterbrach ihn Whedon - mit dem Hinweis, dass er von niemanden Anweisungen entgegen nähme. "Nicht einmal von Robert Downey jr."

Zudem hätte Whedon Fishers Rolle aus zwei Gründen verkleinert. Der Handlungsstrang mache "logischerweise keinen Sinn", und er empfände die schauspielerische Leistung als schlecht. Dieser Meinung sei Whedon dem Bericht zufolge nicht allein gewesen. In Testvorführungen hielten die Zuschauer Cyborg für "die schlechteste aller Figuren im Film".

Whedon erklärt weiterhin, dass die Gespräche zwischen Fisher und ihm freundlich und respektvoll gewesen seien. Trotzdem besteht Whedon darauf, dass er stundenlang mit Fisher über die Änderungen diskutiert hat und dass ihre Gespräche freundlich und respektvoll waren. Keine der Behauptungen, die Fisher in den Medien aufstellte, sei "entweder wahr oder diskussionswürdig", sagte Whedon mir. Er sieht nur eine Möglichkeit, sich Fishers Motive zu erklären:

"Wir sprechen hier von einer bösartigen Kraft. Wir sprechen von einem schlechten Schauspieler im doppelten Sinne."

Und auch zu Gadots Aussagen, er hätte sie bedroht, er würde ihre Karriere ruinieren, äußerte Whedon sich. Er hätte nichts dergleichen getan. Vielmehr vermutet er, das Ganze beruhe auf einem Missverständnis: "Englisch ist nicht Muttersprache, und ich neige dazu, nervtötend blumig zu sprechen." Er hätte Streit über eine Szene gegeben, die Gadot gestrichen haben wollte. Er hätte gescherzt, wenn sie die Szene loswerden wolle, müsse sie ihn an ein Gleis binden und es über seine Leiche tun:

"Dann wurde mir gesagt, dass ich etwas über ihre Leiche und das Anbinden an ein Gleis gesagt hätte."

Shapiro holte sich zu dieser Aussage eine Rückmeldung von Gadot selbst ein. ""Ich habe das vollkommen verstanden", erklärte die Schauspielerin per E-Mail. Ray Fisher hingegen antwortete auf keine von Shapiros Interviewanfragen.

Justice League Filmposter
Originaltitel:
Justice League
Kinostart:
16.11.17
Regie:
Zack Snyder
Drehbuch:
Chris Terrio
Darsteller:
Ben Affleck (Batman), Henry Cavill (Superman), Jason Momoa (Aquaman), Gal Gadot (Wonder Woman), Ezra Miller (The Flash), Ray Fisher (Cyborg), J.K. Simmons (Commissioner Gordon), Amber Heard (Mera), Amy Adams (Lois Lane), Jeremy Irons (Alfred Pennyworth)
Die Justice League sind Dreh- und Angelpunkt des DC Extended Universe.

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