Nicht abschalten! - Kritik zur Netflix-Serie Eine Reihe betrüblicher Ereignisse

Die Buchserie Eine Reihe betrüblicher Ereignisse erfreut sich schon seit vielen Jahren großer Beliebtheit. Nicht umsonst fand die Geschichte 2004 schon einmal ihren Weg auf die Kinoleinwand. Dort gelang der Verfilmung allerdings nicht der gewünschte Kassenerfolg, sodass es nie zu einer Fortsetzung kam. Mehr als zehn Jahre später wagt sich nun Netflix an eine Neuauflage. Im Gegensatz zum Kinofilm ließ der Streaminganbieter die Geschichte als Serie adaptieren.

Eine Reihe betrüblicher Ereignisse erzählt die Geschichte der Geschwister Violet (Malina Weissman), Klaus (Louis Hynes) und Sunny Baudelaire (Louis Hynes), die eines Tages ihre Eltern bei einem Feuer verlieren. Als neuer Vormund wird ihnen der entfernt verwandte Graf Olaf (Neil Patrick Harris) zugeteilt, in dessen Haus sie nun leben müssen. Graf Olaf stellt sich als selbstsüchtiger und grausamer Mann heraus, dem es nur darum geht, das beträchtliche Vermögen der Kinder zu stehlen. Die drei Baudelaires entdecken schon bald Olafs finstere Pläne. Da ihnen jedoch kein Erwachsener glauben möchte, sind sie vollkommen auf sich allein gestellt.

Buchgetreue Serienadaption

Die Drehbücher der Netflix-Adaption stammen von Daniel Handler, der auch schon unter dem Pseudonym Lemony Snicket die Buchreihe verfasst hat. Vor diesem Hintergrund ist es wenig überraschend, dass die Serienhandlung sehr treu den Büchern folgt. Die insgesamt acht Episoden erzählen die Geschichte der ersten vier Bücher, wobei jedes Buch auf jeweils zwei Episoden aufgeteilt wurde.

Dies bringt zunächst einmal die Tatsache mit sich, dass die Serie sich anfangs genau den drei Büchern widmet, die auch schon die Grundlage für Films aus dem Jahr 2004 bildeten. Wer diesen kennt, der wird inhaltlich auf nur wenige Überraschungen treffen. Zudem sorgt die große Nähe zu den Büchern dafür, dass die Serie sehr ähnliche Stärken und Schwächen wie die Vorlage hat.

Das Setting selbst und die Art und Weise, wie Eine Reihe betrüblicher Ereignisse erzählt wird, gehören ohne Zweifel zu den Highlights. Die Welt, die auch aus einem Wes-Anderson-Film hätte stammen können, ist wunderbar stimmig und atmosphärisch. Man merkt, dass Netflix sich die Produktion hat einiges kosten lassen, was sich in schönen Schauwerten widerspiegelt. Zugegeben, die Macher setzen dabei viel auf CGI, wirklich negativ fällt dies aber nicht auf.

Frustrierend unterhaltsam

Die Geschichte selbst ist wie die Vorlage vergleichsweise düster. Schon die Bücher waren für eine Kinderreihe mitunter sehr grausig und die Serie geht einen ähnlichen Weg. Um zu verhindern, dass die Angelegenheit zu dunkel wird, lockert die Erzählweise des fiktiven Autors Lemony Snicket (Patrick Warburton) die Romanhandlung immer wieder auf. Auch diese Umsetzung ist den Machern der Serie sehr gut gelungen.

Lemony Snicket unterbricht die Geschichte immer wieder, um in seinen Auftritten etwas zu erklären, wobei er gern etwas abschweift. Nicht fehlen dürfen dabei natürlich auch die wiederholten Aufforderungen an das Publikum, die Serie doch lieber auszumachen. Wirklich folgen dürfte diesem Ratschlag niemand, dafür spielt Warburton die Rolle einfach zu gut.

Neben den vielen positiven Dingen, die die Macher aus der Romanreihe übernommen haben, gibt es allerdings auch ein paar Kritikpunkte, die sich sowohl in der Serie als auch in den Büchern finden lassen. So ist die Erzählweise der einzelnen Geschichten beispielsweise sehr repetitiv. Das Grundkonzept wiederholt sich praktisch ständig. Die Baudelaires kommen zu einem neuen Vormund, Graf Olaf taucht in einer Verkleidung auf, die Baudelaires erkennen ihn sofort, niemand glaubt ihnen und am Ende können sie trotzdem seinen Plan vereiteln.

Gerade die Tatsache, dass ab Folge 3 niemand außer den drei Waisen Graf Olaf in seiner Verkleidung erkennt, ist irgendwann nicht nur für die Kinder frustrierend. Vor allem den Bankangestellten Mr. Arthur Poe möchte man irgendwann einfach nur noch schütteln.

Tolle Darsteller tragen die Handlung

Ein weiterer Pluspunkt für die Serie sind die hervorragend ausgewählten Darsteller. Der schon erwähnte Patrick Warburton ist hier ganz klar an erster Stelle zu nennen, da seine Szenen immer die Schau stellen. Aber auch die beiden Kinderdarsteller Malina Weissman und Louis Hynes leisten, trotz ihrer jungen Jahre, sehr gute Arbeit. Dazu kommt eine Reihe von Gastdarstellern wie Joan Cusack, Alfre Woodard, Don Johnson oder Aasif Mandvi, die anscheinend ebenfalls viel Spaß an ihren Rollen hatten.

Eine kleine Ausnahme ist Neil Patrick Harris als Graf Olaf. Bei ihm will der Funke nicht immer überspringen. Irgendwie hat man hin und wieder das Gefühl, hier keinen eigenen Charakter, sondern eine Version von Neil Patrick Harris zu sehen, wie man ihn als Hollywood-Persönlichkeit kennt. Auch lassen sich in der Darstellung immer wieder Ähnlichkeiten zu seiner Rolle Barney Stinson in How I Met Your Mother entdecken.

Fazit

Eine Reihe betrüblicher Ereignisse ist genau die Serienadaption, die sich viele Fans gewünscht haben dürften. Mit einem hohen Produktionsaufwand, tollen Darstellern und einer werkgetreuen Umsetzung macht die Serie praktisch alles richtig. Die wenigen inhaltlichen Kritikpunkte resultieren aus der Vorlage und dürften gerade Fans kaum stören. Im Gegensatz zu Lemony Snicket können wir nur empfehlen, die Serie nicht abzuschalten.

Eine Reihe betrüblicher Ereignisse – Offizieller Trailer – Netflix [HD]

Eine Reihe betrüblicher Ereignisse

Originaltitel: Lemony Snicket's A Series of Unfortunate Events (2017)
Erstaustrahlung am 13.01.2017 bei Netflix
Darsteller: Neil Patrick Harris (Graf Olaf), Patrick Warburton (Lemony Snicket), Joan Cusack (Justice Strauss), Malina Weissman (Violet Baudelaire), Louis Hynes (Klaus Baudelaire), K. Todd Freeman (Mr. Arthur Poe), Aasif Mandvi (Uncle Monty)
Produzenten: Cindy Holland, Daniel Handler, Barry Sonnenfeld
Basiert auf der gleichnamigen, 13-teiligen Buchreihe von David Handler
Staffeln: 3
Anzahl der Episoden: 18+


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