Monster - Kritik zu Star Trek: Picard 2.07

SPOILER

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Star Trek: Picard 207

Wie im Vorfeld erwartet, spielt ein großer Teil der Folge "Monster" im Kopf von Jean-Luc Picard und natürlich drehen sich die Geschehnisse um dessen Mutter, die schon seit dem Staffelauftakt wiederholt in Rückblicken zu sehen war. Ganz vergessen werden die anderen Figuren allerdings nicht, auch wenn man weiter festhalten muss, dass von dem furiosen Erzähltempo der ersten beiden Folgen kaum noch etwas übrige geblieben ist. Stattdessen schleicht die Haupthandlung bei Star Trek: Picard mittlerweile nur noch voran.

Der Fluch der zehn Episoden

Dass Serien-Fans in einem goldenen Zeitalter leben, kann man seit einigen Jahren immer wieder lesen. Nie zuvor wurden so viele hochwertige Serien mit teuren Budgets produziert, und auch viele Filmdarsteller sind mittlerweile in Serienprojekten zu sehen. Dass sich Serienproduzenten bei der Produktionsqualität an Filmen orientieren, ist dabei mehr als wünschenswert, in einem anderen Aspekt könnte man aber durchaus stärker seinen Wurzeln treu bleiben. Ähnlich wie in Filmen erzählen viele Serien mittlerweile eine große Geschichte, die allerdings nicht selten gar nicht den Stoff hergibt, um die komplette Laufzeit zu füllen. Die 2. Staffel von Star Trek: Picard scheint ein Musterbeispiel dafür zu sein.

Gefühlt hätte die Geschichte, die in Picard erzählt wird, früher in einer Doppelfolge von Star Trek: Die nächste Generation gepasst. Stattdessen haben die Macher aber zehn Episoden zur Verfügung, die man nun irgendwie füllen muss. Seit der Ankunft in der Vergangenheit macht sich die spürbar bemerkbar. Denn während der Plot anfangs extrem schnell erzählt wurde, hat man nun Schneckentempo erreicht. Viele Hürden, welche die Autoren den Hauptfiguren in den Weg legen, fühlen sich eher danach an, als wären sie nur da, um die Handlungszeit zu füllen. Ein gutes Beispiel dafür ist der Cliffhanger am Ende der Episode, wo plötzlich nach sieben Episoden noch das FBI aus dem Hut gezaubert wird, um die Sache noch etwas in die Länge zu ziehen.

Hier wäre es einfach wünschenswert, wenn Serienproduzenten - nicht nur die von Star Trek wohlgemerkt - in Zukunft häufiger die Frage stellen würden: "Hat die Geschichte, die wir erzählen wollen, wirklich genug Stoff für die Laufzeit, die es zu füllen gilt?" Und falls nicht, könnte man eventuell auf die revolutionäre Idee zurückgreifen, nicht eine, sondern vielleicht zwei abgeschlossene Geschichten in einer Staffel zu erzählen. Gerade bei der 2. Staffel von Star Trek: Picard hat man zunehmend das Gefühl, dass fünf Episoden hier locker ausgereicht hätten.

Jean-Luc Picard trifft Dr. Baltar

Die Episode selbst ist eine ziemlich wilde Mischung, in der die Macher anscheinend mit Horrorelementen Spannung aufbauen wollten. Das gelingt jedoch nur bedingt. Positiv ist dagegen der Auftritt von James Callis anzumerken, der nach Battlestar Galactica nun den Sprung in die Welt von Star Trek macht. Das Zusammenspiel von ihm und Jean-Luc Picard ist sehr unterhaltsam, auch wenn die Geschichte rund um Picards Mutter etwas holprig erzählt wird. Neben dem Umstand, dass Tallinn anscheinend im Traum eines Traums landet, ist auch die Auflösung um den Vater Picards etwas fragwürdig. Im 24. Jahrhundert sollten doch bessere Methoden für Menschen mit geistigen Erkrankungen zur Verfügung stehen, als sie in einem Raum einzusperren.

Dazu kommen in dieser Episode einige weitere Logiklöcher, die vor allem sehr kritischen Fans der neuen Star-Trek-Serien wieder ein Dorn im Auge sein dürften. Ein Beispiel wäre der Moment, in dem Rios der Ärztin aus dem Jahr 2024 ein medizinisches Gerät aus dem 24. Jahrhundert in die Hand drückt und meint: "Hier, mach mal." Das Äquivalent dazu wäre, wenn man einen Arzt aus dem 17. Jahrhundert vor ein MRT-Gerät stellt und ohne Anweisung einfach Knöpfe drücken lässt.

Schmetterlingseffekt Adé

Mit dem Fokus auf das Innenleben von Picards Kopf bekommen die anderen Figuren der Serie in "Monster" erneut nicht so viel zu tun. Immerhin finden Seven und Raffi heraus, was mit Agnes passiert ist und sind kurz darauf auch bereits auf der Spur der Borg-Königin. Rios darf im Gegenzug weiter mit Teresa Ramirez flirten und nimmt es anschließend auch nicht so genau mit dem Schmetterlingseffekt, von dem ja eigentlich zu Beginn der Staffel gewarnt wurde. Dieser scheint allerdings generell kaum noch jemanden zu interessieren. Immerhin ist die Handlung aber ganz sympathisch und man kann Santiago Cabrera und Sol Rodriguez zumindest nicht die Chemie absprechen.

Alison Pill tritt als Agnes beziehungsweise Borg-Königin dagegen nur kurz in Erscheinung. Dafür gibt es am Ende der Episode ein Wiedersehen mit Ito Aghayere als junge Version von Guinan. Die Szene bringt etwas mehr Hintergrund zur Beziehung zwischen den El-Aurians und den Q, sorgt am Ende dann aber durch die Ankunft des FBI für eine Enttäuschung. Man kann nur hoffen, dass sich hinter dem FBI-Agenten vielleicht ein Q verbirgt, andernfalls könnte in der nächsten Woche ein erneuter Gefängnisausbruch auf die Zuschauer warten.

Fazit

"Monster" ist die Episode, die man nach den Geschehnissen der Vorwoche erwarten konnte. Die positive Überraschung ist der Auftritt von James Callis, dessen Zusammenspiel mit Patrick Stewart die besten Momente der Folge bietet. Ansonsten fühlt sich die Handlung in der Vergangenheit aber weiter sehr zäh an und man kann nur hoffen, dass die Sache in der nächste Woche wieder mehr an Fahrt aufnimmt.

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