Marvel's Daredevil

Originaltitel: Marvel's Daredevil (seit 2015)
Erstaustrahlung am
10.04.2015 bei Netflix
Darsteller:
Charlie Cox, Deborah Ann Woll, Elden Henson, Toby Leonard Moore, Vondie Curtis-Hall, Bob Gunton, Ayelet Zurer, Rosario Dawson, Vincent D'Onofrio, Jon Bernthal, Élodie Yung, Stephen Rider
Produzenten: Peter Friedlander, Allie Goss, Kris Henigman, Cindy Holland, Alan Fine, Stan Lee, Joe Quesada, Dan Buckley, Jim Chory, Jeph Loeb, Drew Goddard, Steven S. DeKnight, Doug Petrie, Marco Ramirez
Staffeln: 2+
Anzahl der Episoden: 26+

Kritik zur Pilotfolge

von Hannes Könitzer. Während sich Marvels Avengers kurz vor ihrem zweiten Abenteuer im Kino befinden, hat der Weg von Marvels Defenders dagegen gerade erst begonnen. Mit der Serie Daredevil veröffentlicht Netflix nun den Auftakt einer Geschichte, die insgesamt fünf Serien umfassen soll. Wie üblich gibt es bei dem Streaming-Dienst gleich alle 13 Folgen der Staffel auf einen Schwung. Der Zuschauer muss also keine Woche auf die nächste Episode warten, was nach dem sehr guten Auftakt vermutlich sehr viele Fans begrüßen werden.

Die Geschichte des Piloten folgt zunächst einmal der bekannten Handlung aus den Comics. Der junge Matt Murdock verliert als Kind bei einem Unfall das Augenlicht und ist von diesem Zeitpunkt an blind. Jahre später eröffnet er gemeinsam mit seinem Freund Foggy Nelson eine eigene Anwaltskanzlei im New Yorker Stadtviertel Hells Kitchen. Ein erster Fall lässt dabei nicht lange auf sich warten. Eine junge Frau mit dem Namen Karen Page wird neben einer Leiche mit einem Messer in der Hand gefunden. Matt und Foggy übernehmen die Verteidigung und schnellt stellt sich heraus, dass mehr hinter den Geschehnissen steckt. Seine Ermittlungen nimmt Matt dabei nicht nur am Tage vor. Auch in der Nacht ist er aktiv und begibt sich als maskierter Kämpfer auf die Straßen New Yorks.


© Netflix

Mit Dardevil bringen Marvel und Netflix die erste der fünf geplanten Serien auf den Bildschirm und das Ergebnis ist mehr als ansehnlich. Wie im Vorfeld angekündigt ist die Serie erheblich düsterer geraten als die Kinofilme und auch als Agents of S.H.I.E.L.D.. Die Kämpfe sind hart inszeniert, jedoch auch nicht übertrieben brutal. Mitunter sind sie jedoch ein wenig zu lang, aber das mag Geschmackssache sein. Gerade im Piloten bleibt der Gewaltgrad dabei noch vergleichsweise niedrig, allerdings zieht er in den späteren Folgen durchaus noch etwas an. Es handelt sich bei Daredevil spätestens ab Folge 2 eindeutig um eine Serie für Erwachsene. Die Handlung begeht dabei glücklicherweise nicht den Fehler, den man bei vielen anderen Piloten beobachten kann. Einige Charaktere wie Ben Urich (Vondie Curtis-Hall) oder Claire Temple (Rosario Dawson) werden erst in den folgenden Episoden eingeführt und auch der Kingpin (Vincent D'Onofrio) lässt sich noch nicht blicken. So wirkt die Geschichte in Folge 1 nicht überladen und verliert sich auch nicht in einer zu langen Einführung. Trotzdem kann man nicht behaupten, dass im Piloten nichts passiert. Die Stunde geht sehr schnell rum und wenn der Abspann über den Bildschirm flimmert, ist man schnell dazu verleitet, gleich die zweite Folge zu starten.


© Netflix

Eine der großen Stärken Marvels war es bisher immer, die passenden Darsteller für ihre Rollen zu finden. Was mit Robert Downey Jr. begann, setzt sich nun auch in Daredevil fort. Charlie Cox passt hervorragend auf die Rolle und ist wieder einmal ein Glücksgriff Marvels. Gleiches kann man über Elden Henson als Foggy Nelson sagen. Letztere bringt zudem eine gewisse Lockerheit mit in die Serie und verhindert dadurch, dass die ganze Sache zu düster und dunkel wird. Im Piloten bekommen die Zuschauer zudem noch Deborah Ann Woll und Toby Leonard Moore zu sehen. Beide passen ebenfalls sehr gut zur Serie und runden das positive Gesamtbild ab. Rein darstellertechnisch kann Daredevil nur als vollkommen gelungen bezeichnet werden und es bleibt zu hoffen, dass die folgenden Netflix-Serien diesem Beispiel folgen.


© Netflix

Wenn man den Auftakt von Daredevil mit den ersten Folgen von Agents of S.H.I.E.L.D. vergleicht, dann lässt sich feststellen, dass die Macher von Daredevil glücklicherweise einen anderen Ansatz wählen. Anstatt den Zuschauern mehrere Folgen lang mit dem gleichen Schema zu nerven, wird in Daredevil gleich eine zusammenhängende Geschichte erzählt. Die Serie fühlt fast wie ein überlanger Film an, was aus erzähltechnischer Hinsicht viele Vorteile mit sich bringt. Gleichzeitig muss aber auch festgehalten werden, dass vom Zuschauer schon erwartet wird, sich möglichst schnell viele Episoden anzuschauen. Gerade Personen, die mit Daredevil nicht vertraut sind, dürften sich schon fragen, warum ein blinder Mann sich gleich gegen Gruppen von Kriminellen behaupten kann. Die Erklärung dazu gibt es jedoch weder im Piloten, noch direkt in der zweiten Folge. Eine kleine Erklärung hätte der ersten Folge sicherlich gut getan.


© Netflix

Fazit

Daredevil ist ein weiteres Kapitel in der Marvel-Erfolgsgeschichte. Der Pilot ist spannend inszeniert, verfügt über sehr gute Darsteller und verlangt gerade zu danach, direkt die zweite Episode anzuschalten. Wer am Wochenende nichts vorhat, der dürfte mit der neuen Marvel-Serie in jedem Falle einen spannenden Zeitvertreib finden.